Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(4): 215
DOI: 10.1055/s-0028-1109342
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorträge des 101. Jahreskongresses der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft SOG/SSO, Interlaken, 10.–13.9.2008

Communications of the 101th Annual Meeting of the Swiss Society of Ophthalmology SOG/SSO, Interlaken, September 10 – 13, 2008S. Orgül1
  • 1Universitätsspital Augenklinik, Basel
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Erneut dürfen wir uns an den schriftlichen Fassungen der Vorträge an der Herbst-Tagung der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft freuen. Diese Sonderausgabe enthält Beiträge zu nahezu allen Gebieten in der Ophthalmologie, veranschaulicht in klinischen Studien, Grundlagen-Untersuchungen, Fallbeschreibungen und Übersichtsartikeln. Die Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft hat ein neues Modell der Fortbildung erfolgreich einführen können, in dem in zwei parallelen Sitzungen didaktisch aufgearbeitet einzelne Gebiete während jeweils einer Stunde vorgestellt werden. Dabei werden in parallelen Sitzungen immer unterschiedliche Fachgebiete vorgetragen, und zeitgleiche Sitzungen werden grundsätzlich in zwei unterschiedlichen Landessprachen (deutsch und französisch) gehalten. Zwischen zwei didaktischen Sitzungen werden rein wissenschaftliche Vorträge eingeplant und zeitgleich sollen fortan auch Postervorstellungen, moderiert an elektronischen Säulen, stattfinden. Schlussendlich werden auch einige Workshops organisiert, was im Ganzen einen sehr regen Austausch zwischen den Teilnehmern erlaubt. Dabei können Augenärzte aus der Praxis und der Klinik ihrer Fortbildungspflicht nachkommen und Kollegen in Ausbildung bekommen Zugang zu einem breiten Spektrum an strukturierter Weiterbildung.

Den Auszubildenden sollen unsere Gedanken ganz besonders gewidmet werden. Wir leben in einer Zeit, in welcher wirtschaftliche Überlegungen unseren Alltag zu überrollen drohen, aber gleichzeitig erfährt der ärztliche Beruf im Zeitalter des elektronischen Informationsaustauschs einen immer schnelleren wissenschaftlich Wandel, mit dem es gilt, Schritt zu halten. Während die Versicherungen und die Universitäten sich darüber streiten, wer die Ausbildung unserer Assistenzärzte in der Schweiz finanzieren soll, müssen Fachgesellschaften darauf achten, dass die Qualität dieser Ausbildung gewahrt bleibt, mit dem Wandel in den Erkenntnissen in der Wissenschaft Schritt gehalten wird und vor allem die Ablösung durch den Nachwuchs gewährleistet ist, und zwar auf allen Ebenen. Ohne protektionistisch wirken zu wollen, müssen wir uns Gedanken darüber machen, warum Praxen in der Schweiz immer seltener an in der Schweiz ausgebildete Kollegen weitergegeben werden, warum Praxen immer mehr in „Konzerne“ eingebunden werden. In Pension gehende Kollegen müssen Vertrauen in die Ausbildung unserer jungen Ärzte gewinnen und diese Qualität muss sich offenbaren. Aber auch dann wird es wohl nicht zu umgehen sein, dass sich die Augenärzte speziell organisieren, sodass unser frommer Wunsch sich nicht im Limbo der persönlichen Freiheiten verflüchtigt. Auch um den akademischen Nachwuchs müssen wir besorgt sein. Natürlich soll die bestmögliche Führungskapazität auch für Schweizer Universitäten gewählt werden, aber diese Ausbildung muss nicht zwangsläufig anderen überlassen werden. Dabei reicht es nicht, Habilitationen zu ermutigen. Für eine Vorbereitung auf akademische Posten braucht es mehr, deutlich mehr. Neben dem politischen Willen, die Schweizer Akademie in Schweizer Händen zu belassen, müssen Talente in Lehre, Forschung und Dienstleistung in unseren Reihen erkannt und gezielt gefördert werden. Auch dann ist natürlich niemand gegen Fehlgriffe gewappnet, aber die Heranbildung unserer Führungspersönlichkeiten dürfen wir nicht dem Zufall überlassen, und auch wenn universitäre Reformen bereits darauf hinzielen, muss dieses Bestreben von Allen getragen werden. Ohne Perspektiven wird die akademische Karriere immer weniger attraktiv werden und die medizinische Akademie in der Schweiz droht nach und nach, das Zepter definitiv aus der Hand zu geben. Sich diese Verantwortung bewusst vor Augen zu halten, ist bereits ein großes Stück auf dem Weg, dies zu verhindern.

Prof. Selim Orgül
Wissenschaftlicher Sekretär der SOG

Prof. Selim Orgül

Abteilungsleiter Spezialdiagnostik Universitätsspital Augenklinik

Mittlere Straße 91

4031 Basel

Switzerland

Email: sorguel@uhbs.ch

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