Suchttherapie 2007; 8(4): 162-163
DOI: 10.1055/s-2007-993172
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Suboxone® im Alltag - Erste Erfahrungen

Suboxone® in Clinical Routine - First ExperiencesG. Sander 1
  • 1Klinikum Wahrendorff, Sehnde
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Publication Date:
20 December 2007 (online)

Suboxone®, ein neues Medikament zur Behandlung der manifesten Opiatabhängigkeit, ist seit März 2007 in Deutschland zur Substitution zugelassen. Es enthält die beiden Substanzen Buprenorphin und Naloxon und soll die missbräuchliche Verwendung des Medikamentes durch diese besondere Pharmakologie verringern. Das Vorläufer-Präparat Subutex enthält Buprenorphin als Monosubstanz und ist in Deutschland im Jahr 2000 eingeführt worden.

Buprenorphin, Codein, D, L-Methadonhydrochlorid und L-Polamidon als in Deutschland zur Substitutionsbehandlung zugelassene Medikamente fließen trotz penibler Vorschriften durch das Betäubungsmittelgesetz und der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung und engmaschiger Supervision und Kontrolle der Einnahme der Medikamente durch die verschreibenden Substitutionsärzte in erheblichen Mengen zur missbräuchlichen Verwendung und auf den Schwarzmarkt ab.

Die Verwendung ärztlich verschriebener (Substitutions-)Medikamente anders als verordnet, in erster Linie intravenös, beim Buprenorphin auch nasal, ist ein krankheitsimmanentes Phänomen bei Opiatabhängigen in dem Sinn, dass bei Verfügbarkeit ein Opiat so konsumiert wird, wie der Abhängige es auf der freien Wildbahn der Drogenszene gewohnt war. Dabei spielen noch weitere ebenfalls krankheitsimmanente Faktoren eine Rolle.

Damit verbunden ist die unerlaubte Weitergabe des zum eigenen Gebrauch verordneten Substitutionsmedikamentes an andere Abhängige. Dem folgt das Auftauchen des Präparates auf dem Schwarzmarkt, was ein international bekanntes und kaum zu unterbindendes Phänomen ist.

Beim Suboxone® wird Buprenorphin, ein Opiat-Agonist-Antagonist, im Verhältnis 4:1 mit Naloxon, einem Opiat-Antagonisten, verbunden. Naloxon wird bei der regulären sublingualen Anwendung von Suboxone® im Gegensatz zum Buprenorphin kaum aufgenommen und hauptsächlich mit dem Speichel geschluckt. Bei oraler/enteraler Aufnahme unterliegt Naloxon, wie Buprenorphin, jedoch einem sehr hohen first-pass-Effekt in der Leber und wird dort zu unwirksamen Metaboliten verstoffwechselt. Naloxon baut folglich keinen wirksamen Spiegel im Plasma auf.

Bei missbräuchlicher intravenöser oder nasaler Anwendung von Suboxone® wird das darin enthaltene Naloxon bioverfügbar. Durch die intravenöse Injektion wird der First-Pass-Metabolismus in der Leber umgangen und Naloxon wird als Opiatantagonist voll wirksam, bindet unter anderem an den μ-Opioidrezeptoren im Gehirn und löst so ein Entzugssyndrom bei einem opiatkonsumierenden Anwender aus. Bei nasaler Aufnahme der pulverisierten Suboxone®-Tablette ist das einschichtige mehrreihige Epithel der Nasenschleimhaut keine ausreichende Barriere für das Naloxon, sodass dieses ebenfalls bioverfügbar ins Plasma gelangt mit gleichen antagonistischen Folgen.

Soweit die Theorie. Wie sind nun die ersten Erfahrungen mit dem Einsatz von Suboxone® in der Substitutionsbehandlung?

In einer Beratungsstelle in unmittelbarer Nähe zur Stadt Hannover werden ca. 200 Patienten von 4 Ärzten substituiert. Ca 35% der Patienten erhielten bislang Subutex mit täglicher Vergabe und Take-Home-Rezepten. Im Rahmen des regelmäßigen interdisziplinären Qualitätszirkels wurden die Vorteile des Suboxone® für eine bestimmte Patientengruppe gesehen und daraufhin wurde diese zu einem Stichtag im März 2007 ausnahmslos auf Suboxone® umgestellt. Im vorliegenden Text sollen kasuistisch unsere Erfahrungen mit der Umstellung von drei Patienten vorgestellt werden.

Korrespondenzadresse

Dr. G. Sander

Klinikum Wahrendorff

31319 Sehnde

Rud.-Wahrendorff-Str. 22

Email: dr.sander@wahrendorff.de

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