Der Klinikarzt 2007; 36(1): 10
DOI: 10.1055/s-2006-959079
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Interaktion mit dem Knochenstoffwechsel möglich - Erhöhen Protonenpumpenhemmer das Hüftfrakturrisiko?

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Publication Date:
31 January 2007 (online)

 

Quelle: Yang YX, Lewis JD, Epstein S, Metz DC. Long-term proton pump inhibitor therapy and risk of hip fracture. JAMA 2006; 296: (24): 2947-2953

Thema: Ende letzten Jahres sind die Protonenpumpenhemmer, die in Deutschland zu den meist verordneten Medikamenten zählen, in die Diskussion geraten. Ein US-amerikanisches Forscherteam hatte Studiendaten vorgelegt, die diese Substanzgruppe mit einem erhöhten Knochenbruchrisiko in Zusammenhang bringen. Ihre grundlegende Hypothese war dabei die Vermutung, dass diese Medikamente nicht nur die Bildung von Magensäure hemmen, sondern auch die Aufnahme von Kalzium und die Knochendichte verringern können.

Projekt: Für ihre Fallkontrollstudie haben Dr. Yu-Xiao Yang, Philadelphia (USA), und seine Mitarbeiter Daten der "General Practice Research (GPRD) Database" ausgewertet - ein bereits seit Jahren anerkanntes Instrument für die epidemiologische Forschung, das die Krankenakten von derzeit 3,4 Millionen Patienten aus britischen Hausarztpraxen bereithält. Basis der Untersuchung waren die Daten von 13556 Patienten über 50 Jahren mit Hüftfrakturen, die mit den Daten von 135386 Kontrollen abgeglichen wurden.

Ergebnis: Nahmen die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr Protonenpumenhemmer ein, stieg ihr Hüftfrakturrisiko im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant um 44 %. Einer von 1262 Patienten erlitt demnach eine zusätzliche Hüftfraktur. Je länger und höher die Patienten die Medikamente eingenommen hatten, desto größer war ihr Risiko, eine Hüftfraktur zu erleiden. Bei längerfristiger und hoch dosierter Einnahme stieg das Risiko um 65 % und die so genannte "number needed to harm" (NNH) betrug nur noch 336.

Fazit: Wie bei jeder Fallkontrollstudie sind sicher auch diese Ergebnisse kritisch zu betrachten - obwohl sie auf eine solide Datenbasis zurückgehen. Denn anders als in dieser Kohortenstudie war in randomisierten kontrollierten Studien kein erhöhtes Hüftfrakturrisiko zu sehen, was an dem relativ geringen absoluten Risiko liegen kann.

Dennoch warnen die Autoren davor, die Studienergebnisse zu verharmlosen. Sie stellen zwar den Einsatz von Protonenpumenhemmern nicht infrage, raten aber dazu, sich gerade bei älteren Patienten stets die potenzielle Assoziation bewusst zu machen und die niedrigste effektive PPI-Dosierung anzustreben. Als sinnvolle Maßnahme erachten sie auch, auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium, bevorzugt über Milchprodukte, zu achten.

Schlüsselwörter: Protonenpumpenhemmer - Hüftfrakturrisiko

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