Zentralbl Chir 2006; 131(4): 327-331
DOI: 10.1055/s-2006-933462
Originalarbeiten und Übersichten

© J. A. Barth Verlag in Georg Thieme Verlag KG

Wer organisiert im OP-Saal was und wie?

Rechtliche Grundlagen der Organisation von OperationenWho Does Organize the Operation Theatre?Legal Basis of the Organization of the Operation RoomK. Ulsenheimer 1
  • 1Rechtsanwalt, Maximiliansplatz 12, 80333 München
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Publication Date:
24 August 2006 (online)

I.

Innerhalb der für die Arzthaftung maßgebenden Fehlerquellen hat das Organisationsverschulden in den letzten Jahren an Bedeutung außerordentlich gewonnen. An der Spitze der von Patientenseite erhobenen Vorwürfe stehen zwar nach wie vor die so genannten „Kunstfehler”, also Verstöße gegen den fachärztlichen Standard, aber vielfach sind diese Ausführungen mit der Rüge organisatorischer Mängel verwoben und weisen auf strukturelle Defizite, ungenügende Überwachung oder apparative Minderausstattung, Koordinationslücken, fehlende Absprachen zwischen den verschiedenen Abteilungen, Missverständnisse und Missdeutungen der Ärzte untereinander o. Ä. hin. Man darf heute wohl ohne Übertreibung die Organisationsfehler als die zweithäufigste Rechtsgrundlage für die gegen Ärzte und Krankenhäuser gerichteten Ansprüche bezeichnen, die nach meiner Schätzung in etwa 30% der Haftungsfälle aufscheint und damit weit vor der Aufklärungspflichtverletzung liegt.

Der Grund hierfür ist die wachsende Arbeitsteilung in der Medizin, die eine immer differenzierter werdende Organisation notwendig macht. Denn „je größer die Zahl der an Diagnose und Therapie beteiligten Ärzte, Techniker und Hilfskräfte, je komplizierter und gefährlicher die apparativen und medikamentösen Mittel, je komplexer das arbeitsteilige medizinische Geschehen in einem großen Betrieb, desto mehr Umsicht und Einsatz erfordern die Planung, die Koordination und die Kontrolle der medizinischen Abläufe”[1]. Schon bei einer normalen Operation wirken „leicht ein halbes Dutzend” Personen, Ärzte und Pflegekräfte mit, bei der präoperativen Diagnostik und Indikationsstellung möglicherweise durch den Radiologen und andere Fachärzte der Klinik oder auch niedergelassene Ärzte unterstützt und postoperativ abgesichert durch die Arbeit der auf den Aufwach-, Intensiv- und Normalstationen Tätigen[2].

1 Laufs, in: Laufs/Uhlenbruck, Handbuch des Arztrechts, 3. Auflage 2002, §102 Rdn. 1

2 Rumler-Dezel, VersR 1994, S. 254

3 Steffen, Festschrift für Deutsch, 1999, S. 809

4 Steffen, a. a. O., S. 810

5 siehe dazu Ulsenheimer, Arzt und Krankenhaus 2004, S. 243

6 BGH VersR 1991, S. 695

7 BGH, a. a. O., S. 650

8 BGH NJW 1999, S. 1781

9 StA Kassel, Az: 333 Js 37566/99

10 vgl. LAG Baden-Württemberg, Arztrecht 1982, S. 153

11 Weissauer, Anästhesiologie & Intensivmedizin 1982, S. 406 f

12 vgl. Vereinbarung zwischen dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten und dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen über die Zusammenarbeit bei der operativen Patientenversorgung, MedR 1983, S. 21

13 NJW 1984, S. 1403, S. 1404

14 BGH NJW 83, 1374; 1985, 2189

15 BGH NJW 196, 766

16 Schmaus, Deutsches Gesundheitswesen, 1982, S. 2145

17 BGH, Urteil vom 27.01.81

18 Schmaus, Zentralblatt für Chirurgie, 1983, S. 1519

19 OLG Köln, VersR 1990, S. 1244

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Prof. Dr. Dr. Klaus Ulsenheimer

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