Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223(7): 609
DOI: 10.1055/s-2006-926926
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glückwunsch und Gedenken

Gratulation and CommemorationW. de Decker1
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Publication History

Eingegangen: 16.6.2006

Angenommen: 17.6.2006

Publication Date:
20 July 2006 (online)

Das etwas gestreute Erscheinen der Widmungsarbeiten zum 65. Geburtstag von Herbert Kaufmann (Jan. 2006) gibt Anlass, einen strabologischen Aspekt zu beleuchten, an den vielleicht zu wenig gedacht wird. Die Demontage vieler strabologischer Einrichtungen an den Hochschulen - wir kommen nicht rasch genug „ins Gehirn” - lässt außer Acht, dass Universitäten Jahrhunderte lang fast nur der Lehre oblagen, und erst seit knapp 200 Jahren auch der Forschung. Eine Pause und eine ruhige Hand wäre dem Wissenschaftsrat und den Fakultäten zu wünschen. H. Kaufmann hat seit einigen Jahren einen vollwertigen Lehrstuhl für Strabismologie und Neuroophthalmologie inne. Was vielleicht als Krönung berechtigten Laufbahnehrgeizes gedacht war, erweist sich jetzt als ungemein weit schauend, und sollte vielleicht im Mittelpunkt unserer gratulativen Aufmerksamkeit stehen. Wer die Kraft hat, ein Lehrbuch zu begründen und über 3 Auflagen zu geleiten, hat ohne Frage einen Lehrstuhl verdient. Kaufmann hatte immer die Vision, Strabologie sei im Prinzip lehrbar. Das wissenschaftliche Werk können und wollen wir hier nicht beleuchten. Schrieb nicht vor einigen Jahren ein Engländer Nachrufe auf gesunde, aktive und produktive Leute?

Ohne einen Zentralort, von dem aus die „organisierte” Strabologie und Weiterbildung sich hätte regenerieren können, wäre die Arbeit der letzten 40 - 50 Jahre bald verweht, auch wenn „alles” gedruckt ist.

Einmal mit den Gedanken beim Lehr- und Weiterbildungsaspekt gilt unsere Erinnerung auch einem stilleren Kollegen, der sich um unser Teilfach sehr verdient gemacht hat: Dr. Joachim Küper (geb. 7.7.1925, gest. 23.1.2006), ein bescheidener, aber auch stolzer Mann, der sich von Hollwich nicht rigoros dominieren lassen wollte, seine Habilitation abbrach und 1964 in Praxis und Belegklinik ging. „Meister Jochen” war souverän im Abhalten der gemeinsamen täglichen „großen Runden” zur Indikationsstellung, mit Gästen und mit wem auch immer. „Große Runden” zu leiten ist schwierig: Ist der Dirigent zu gewaltig (Cüppers), sagt keiner etwas. Ist er zu korporativ, glauben die Patienten, „die Ärzte” wären sich zu ihren Lasten nicht einig. Küper hielt Kontakt zu Cüppers, misstraute aber dessen Tendenz zur hoch dosierten Resektion und führte deshalb das reversible (amerikanische) Muskelfalten in unser Schrifttum ein [3]. Für seine Fortbildungsaktivitäten erhielt er schließlich (1990) die Jung-Stilling-Medaille der Rhein.-Westf. Augenärzte. Die Vorstellung vom inkurablen Mikrostrabismus war ihm (vor 1960) ebenso wie Jampolsky [2] und Holland [1] vertraut, ehe Lang und von Noorden sich der Sache annahmen. Hätte jede Klinik ohne Fachabteilung einen solchen Mann (oder eine entsprechend qualifizierte Frau), so wäre es gut um die Strabologie bestellt („Strabismologie” ist doch nicht griffig). Wir sollten ihn in guter Erinnerung behalten. Nebenbei hat er 50 Arbeiten publiziert, von denen der hier Berichtende ein Verzeichnis hat.

Im Namen und Auftrag der Schriftleitung.

Literatur

  • 1 Holland G. Binokularsehen und anomale Netzhautkorrespondenz bei kleinem Schielwinkel.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 1960;  137 786-797
  • 2 Jampolsky A. Retinal correspondance in patients with small degree strabismus.  Arch Ophthalmol. 1951;  45 18-26
  • 3 Küper J. Die Verstärkung gerader Augenmuskeln durch Faltung.  Klin Monatsbl Augenheilkd. 1964;  145 716-720

Prof. Dr. Wilfried de Decker

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