Psychiatr Prax 2004; 31(8): 395-399
DOI: 10.1055/s-2003-814870
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Motorische Entwicklung und kinderpsychiatrische Störungen

Motor Skills and Psychiatric Disturbances in ChildrenChristoph  Baumann1 , Christoph  Löffler1 , Alexandra  Curic1 , Eva  Schmid1 , Matthias  von Aster1
  • 1Bezirkskrankenhaus Landshut, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Landshut
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Publication Date:
17 November 2004 (online)

Zusammenfassung

Ein Jahrgang einer stationär kinderpsychiatrischen Inanspruchnahmepopulation wurde mit dem Körperkoordinationstest für Kinder (KTK) untersucht. Die ermittelten Werte und Klassifizierungen der motorischen Leistungsfähigkeit wurden mit ICD-10-Diagnosen auf der 1. und 2. Achse sowie ausgewählten Daten der Anamnese- und Befunddokumentation in Beziehung gesetzt, um mögliche Zusammenhänge zwischen kinderpsychiatrischer Störung und motorischer Entwicklung zu erkunden. Über 40 % der untersuchten Kinder wiesen motorische Defizite auf. Die statistischen Berechnungen zeigen keine signifikanten Effekte der Faktoren „Diagnose” und „Alter” auf die KTK-Werte. Die Ergebnisse spiegeln den Rückgang motorischer Fähigkeiten von Kindern in der heutigen Zeit wider und sind nicht auf die Inanspruchnahme einer kinderpsychiatrischen Inanspruchnahme zurückzuführen.

Abstract

Objective: Within the multiprofessional diagnostic in the psychiatric treatment for children an age-group of in-patients was examined using the coordination test for children (KTK) with regard to physical ability. Methods: The ascertained results and classifications of the motor skills were related to ICD 10 diagnosis on level 1 (clinical psychiatric syndrom) and level 2 (circumscribed disturbance of the development) as well as to issues of the anamnese- and report-documentation in order to ascertain correlations between child psychiatry disorder and motor development. Results: More than 40 % of the children examined showed motor deficiency. Moreover, it was evident that girls attained significantly lower KTK-results than boys. The statistical results did not show any distinct effects to „diagnosis” and „age”. Conclusions: The high quota of obviously impaired and disturbed children reflects the general decline of motor skills and does not seem to be attributed to the demand for psychiatric treatment for children and youth.

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Christoph Baumann

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