Klin Monbl Augenheilkd 2002; 219(10): 752
DOI: 10.1055/s-2002-35685
Nachruf
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Abschied von Prof. Dr. rer. nat. Gertrud Cremer-Bartels

Farewell to Professor Dr. rer. nat. (D. Sc.) Gertrud Cremer-BartelsHeinrich  Gerding
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Publication Date:
22 November 2002 (online)

Am 15. Juli 2002 ist die langjährige Leiterin der Abteilung für Experimentelle Augenheilkunde an der Universitäts-Augenklinik Münster, Frau Prof. Dr. Gertrud Cremer-Bartels, verstorben.

Prof. Cremer-Bartels wurde am 10.6.1921 als Tochter eines Augenarztes in Oldenburg geboren. Zwischen 1940 und 1945 studierte sie Chemie und Medizin in Hannover, Freiburg, Innsbruck und promovierte 1948 zum Dr. rer. nat. in Göttingen. Einer Tätigkeit am Chemischen Staatsinstitut der Universität Hamburg folgten Eheschließung und die familiär bedingte Unterbrechung der Berufstätigkeit ab 1950, bevor sie 1960 ihre Forschungstätigkeit am Institut für Experimentelle Ophthalmologie der Universität Bonn unter Prof. Müller wieder aufnahm. 1970 wechselte sie zur Abteilung für Experimentelle Ophthalmologie der Universität Münster, die von Prof. Hollwich zu dieser Zeit geleitet wurde. Nach der Habilitation im Jahre 1974 wurde Gertrud Cremer-Bartels 1977 zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. Zwischen 1967 und 1976 führten sie zahlreiche Forschungsaufenthalte an die Harvard Medical School in Boston, das Marine Research Laboratory in Woods Hole (Mass) und die Columbia University (N. Y.). In dieser Zeit galt ihr wissenschaftliches Engagement biochemischen Arbeiten zu lichtabhängigen Stoffwechselreaktionen von Hornhaut, Linse, Glaskörper und Netzhaut, die sie u. a. mit Z. Dische und E. A. Balacz gemeinsam betrieb. Neben ihrem primären wissenschaftlichen Schwerpunkt, der Biochemie der Hornhaut, stand die neuroendokrinologische Erforschungen der Netzhaut in der zweite Phase ihres wissenschaftlichen Schaffens im Vordergrund ihrer von großem Elan und Begeisterung geprägten Forschungstätigkeit. In dieser Zeit wurden von ihr Grundlagen geschaffen, die weit über den Rahmen der Ophthalmologie hinausgehen, einen festen Platz in der wissenschaftlichen Literatur gefunden haben und bis in die aktuelle Entwicklung hinein von nachhaltiger Wirkung sind.

Die wissenschaftliche Ausbildung junger Mediziner und Naturwissenschaftler sowie die Betreuung der mehr als 60 Doktoranden und zwei Habilitanden war ihr stets ein vorrangiges und von großem Engagement begleitetes Anliegen.

Noch lange nach ihrem offiziellen Ruhestand hat Prof. Cremer-Bartels aktiv an biochemischen Themen der Grundlagenforschung gearbeitet. Die letzte experimentelle Arbeit hat sie 1996, in ihrem 76. Lebensjahr, veröffentlicht. Zeit gefunden hat sie in ihrem regen Ruhestand noch, dem langgehegten Wunsch des Studiums der Volkskunde an der Universität Münster nachzugehen.

Diejenigen, die ihre inspirierenden Wege der Forschung begleiten durften, haben eine wundervolle wissenschaftliche Kollegin, Teamleiterin, Instruktorin und bezaubernde Weggefährtin verloren, die weit über den Rahmen des Zitierfähigen Spuren hinterlassen wird.

Prof. Dr. Heinrich Gerding, Münster

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