Laryngorhinootologie 2015; 94(04): 244-245
DOI: 10.1055/s-0034-1394389
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unsichere Neubildung des äußeren Gehörgangs

Mass of the External Auditory Canal of Uncertain Etiology
P. Boeßert
1   HNO-Heilkunde, Universitätsmedizin Mainz
,
T. Mewes
1   HNO-Heilkunde, Universitätsmedizin Mainz
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
27 November 2014 (online)

Falldarstellung

Anamnese

Der 52-jährige Patient hatte sich beim niedergelassenen HNO-Arzt wegen rezidivierender Erkältungen vorgestellt. Im Rahmen der Untersuchung war eine Neubildung im linken äußeren Gehörgang festgestellt und der Patient in die Universitätsklinik überwiesen worden. In der eingehenden Befragung gab der Patient an, seit einigen Monaten an einem Völlegefühl sowie einer neuen, geringgradigen Hörminderung links zu leiden. Voroperationen oder eine Otorrhoe verneinte der Patient. Ebenso verspürte er keine Schmerzen. Eine B-Symptomatik lag nicht vor.


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Befund

In der Ohrmikroskopie zeigte sich ein zystisch-blasig anmutender, mit vermehrten Gefäßen durchzogener und himbeerartiger Tumor, der von der Gehörgangsvorderwand im Bereich des tympanomeatalen Winkels auszugehen schien und nahezu den gesamten Gehörgang verlegte ([Abb. 1]). Die umgebene Gehörgangshaut zeigte eine leichte Rötung. Der einsehbare, hintere Anteil des Trommelfells war reizlos. Der Versuch nach Weber wurde links lateralisiert. In der Tonaudiometrie zeigte sich ein symmetrischer Hochtonsteilabfall mit einer Schallleitungskomponente von 15–20 dB links zwischen 250 Hz und 2 kHz. Eine CT des Felsenbeins wurde veranlasst und erbrachte eine 10×5 mm große, weichteildichte Raumforderung im äußeren Gehörgang mit Kontakt zum Trommelfell ohne abgrenzbare Knochenarrosion ([Abb. 2] [3]).

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Abb. 1 Gehörgangstumor links, präoperativ; Pfeil=Trommelfell.
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Abb. 2 Axialer CT-Scan, Pfeil=Tumor.
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Abb. 3 Koronare Rekonstruktion.

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Therapie

In Allgemeinanästhesie wurde der linke Gehörgang über einen retroaurikulären Zugang exponiert und die Neubildung vollständig exzidiert. Dabei blieb das Trommelfell intakt. Zusätzlich wurde eine Tympanoskopie durchgeführt, in der eine anderweitige Ursache für eine Schallleitungsschwerhörigkeit ausgeschlossen werden konnte. Die Mittelohrschleimhaut stellte sich reizlos dar. Der Hautdefekt wurde mit Spalthaut von retroaurikulär gedeckt.


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Diagnose

Die histologische Aufarbeitung des Präparats ergab plattenepithelial überkleidetes Weichteilgewebe mit Akanthose und vollständiger Ausreifung. Im Unterhautgewebe fand sich ohne Kontakt zum überkleidenden, vollständig ausreifenden Plattenepithel eine zystische Läsion mit Auskleidung durch ein arborisierendes Epithel. Zum Lumen hin zeigten sich apokrin differenzierte Zellen mit eosinophilem Zytoplasma und bisweilen apikaler Zytoplasmaabschnürung. Das umgebende Stroma war fibrosiert mit lymphoplasmazellulärer Infiltration. Es wurde die Diagnose eines Hidradenoma papilliferum (HP) mit umgebender chronischer Entzündung gestellt. Ein Hinweis für Malignität ergab sich nicht.


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Verlauf

Nach Ablauf von 3 Wochen erfolgte die Entfernung der Gehörgangstamponade. Es zeigten sich ein guter Einheilungszustand der Spalthaut sowie ein intaktes, reizloses Trommelfell ([Abb. 4]).

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Abb. 4 Z. n. Entfernung des Hidradenoma papilliferum.

Die Schallleitungsschwerhörigkeit hatte sich zurückgebildet.


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