Rehabilitation (Stuttg) 2012; 51(06): 377
DOI: 10.1055/s-0032-1331176
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DGRW-Update: Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems

DGRW Update: Musculo-Skeletal Diseases
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Publication Date:
12 December 2012 (online)

Seit 2010 führt die Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) auf den Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquien eine Vortragsreihe mit dem Titel „DGRW-Update“ durch, in der ausgewiesene Experten der Rehabilitation den aktuellen Stand zu einzelnen Krankheitsbildern vorstellen (vgl. Editorial 4/2010). Dabei sollen der jeweilige Entwicklungsstand eines Fachgebietes praxisnah aufgearbeitet und sowohl aktuelle Forschungsergebnisse als auch wichtige Forschungsfragen aufgezeigt werden. Die DGRW-Updates sollen vor allem dazu beitragen, relevante Forschungsergebnisse unmittelbarer in die Praxis hineinzutragen. In unserer Zeitschrift sind bisher Updates zu folgenden Indikationen bzw. Bereichen erschienen: Herz-Kreislauferkrankungen (4/2010), Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen (4/2010), Bewegungstherapie (4/2010), Patientenschulung (5/2011), Alkoholabhängigkeit (5/2011) sowie Neurologie (6/2011).

In dieser Ausgabe erscheint nun das aktuelle Update zur Rehabilitation bei Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems von Greitemann et al. Der Beitrag geht insbesondere auf die Behandlung chronischer Rückenschmerzen ein und plädiert dafür, den somatischen (ursächlichen) Anteil nicht zu unterschätzen. Eine erfolgreiche Rehabilitation erfordere eine eingehende somatische Diagnostik, wobei psychische und soziale Komorbiditäten selbstverständlich mit beachtet werden müssten. Zwar ist der Anteil von Leistungen zur medizinischen Rehabilitation bei Erkrankungen von Muskeln/Skelett/Bindegewebe in den letzten Jahren auf hohem Niveau rückläufig gewesen. Der Bedarf an orthopädischen Rehabilitationsleistungen (bei erwerbstätigen Personen) wird aber nach Einschätzung der Autoren hoch bleiben und tendenziell eher steigen. Insgesamt habe sich die Evidenzlage durch inzwischen vorliegende, methodisch gute Studien verbessert. Zum Erfolg trügen danach insbesondere auch Behandlungskonzepte bei, welche die Arbeitsplatzbedingungen von Rehabilitanden und Rehabilitandinnen einbeziehen. Der Beitrag geht auch auf die Bedeutung der Patientenorientierung und auf die Auswirkungen der DRG ein. Er behandelt zudem die Rehabilitation nach Hüft- und Kniegelenkersatz.

Die weiteren Beiträge beziehen sich auf unterschiedliche Themen. Jahed et al. führten eine Analyse ärztlicher Entlassungsberichte von Einrichtungen unterschiedlicher Indikationen durch und untersuchten, ob die Implementierung eines psychodiagnostischen Stufenplans die Dokumentation psychischer Belastungen und Störungen verbessert. In einem weiteren Beitrag zur psychosomatischen Rehabilitation haben Lange et al. mittels Regressionsanalysen verschiedene Einflussfaktoren auf den Erfolg untersucht. Danach wird u. a. eine tägliche Berufstätigkeit als günstig für die Krankheitsbewältigung eingeschätzt. Eine Meta-Analyse von Streibelt und Egner ging der Frage nach, wie sich die Methodik von Untersuchungen auf Aussagen zur beruflichen Wiedereingliederung auswirkt. Aus den Ergebnissen leiten die Autoren einen Systematisierungsansatz für zukünftige Studien ab. Es folgt ein Beitrag von Reese et al. zu psychologischen Interventionen am Beispiel von Patienten mit koronarer Herzerkrankung auf der Grundlage einer systematischen Literaturrecherche (Übersichtsarbeiten und Leitlinien). Leitlinien seien in Bezug auf psychologische Interventionen häufig nicht konkret genug, sodass weiterer Forschungsbedarf bestehe.

In der Rubrik „Methoden in der Rehabilitationsforschung“ behandeln Jelitte und Schuler im zweiten Teil eines Beitrags die Invarianz von Messungen und den Umgang damit (Teil 1 siehe 5/2012). Hintergrund ist die Vergleichbarkeit von Ergebnissen unterschiedlicher Messzeitpunkte bei möglicher Veränderung des Bewertungshintergrundes (Response-Shift-Analyse). In der Rubrik „Diskussion“ folgt ein detaillierter Beitrag von Reuther et al. zur neurologischen Rehabilitation (Phase E). Der Beitrag ist gerade vor dem Hintergrund der Beratungen zur Phase E auf der Ebene der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation von Bedeutung.

Sodann können wir mit einer neuen Rubrik aufwarten, die sich auf Interviews zu ausgewählten Themen der Rehabilitation bezieht. Die Entwicklungen in der „Eltern-Kind-Rehabilitation“ stehen dieses Mal im Fokus.

Neben den üblichen Mitteilungen enthält das Heft einen Beitrag von Schmollinger zu einer Veranstaltung von Rehabilitation International (RI) Norwegen, der einen Einblick in Entwicklungen in einem anderen europäischen Land bietet.·

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