Dialyse aktuell 2012; 16(1): 46-52
DOI: 10.1055/s-0032-1304521
Pflege
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Trauerarbeit in der Dialyse – (K)ein Thema?

The work of mourning in dialysis – A topic or not?
Michaela Glenz
1   KfH-Nierenzentrum Roding (ärztliche Leitung: Dr. Günther Ohrisch)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 January 2012 (online)

Trauer im Dialysezentrum – gibt es die eigentlich? Dies hatte ich mich selbst gefragt, als ich im Berufsalltag erlebte, wie paradox Patienten oft reagierten, wenn ein Mitpatient verstarb. Auch die teilweise verunsicherten Reaktionen meiner Kollegen waren ein Anlass dafür, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Angefangen mit den ”offiziellen“ Trauerphasen und diversen Trauermodellen habe ich bemerkt, dass speziell für das Fachgebiet ”Dialyse“ keine Literatur vorhanden ist. Nach Gesprächen mit Sterbebegleitern in Hospizen habe ich mich vorwiegend an die vorhandene allgemeine Literatur gehalten und daraus Schlüsse für den Arbeitsbereich Dialyse gezogen. Ich erkläre, was Trauer ist und welche Ursachen Trauer auslösen können. Anhand der Trauerphasen zeige ich, wie ein Trauerprozess theoretisch abläuft. Die Verhaltensweisen und Gefühle, die dabei zutage treten, werden anschließend in unterschiedlichen Gruppen behandelt. Anhand eines Fallbeispiels nehme ich dabei Bezug zur Praxis. Welche Lösungsansätze man zur Trauerarbeit verwenden kann und was man im Umgang mit Trauernden vermeiden sollte, führe ich zum Schluss dieses Artikels auf. Ein Grundwissen über diese Thematik halte ich für eine gute Prophylaxe für Pflegende: Indem ich mich mit dem Thema ”Trauer“ auseinandergesetzt habe, sind für mich im Berufsalltag manche Reaktionen des Umfeldes im Dialysezentrum durchschaubarer geworden und ich kann professioneller damit umgehen.

Mourning in the dialysis center – does it exist? I asked this question myself when I saw in daily routine how paradoxal patients often react when a fellow patient died. Also, the partly insecure reactions of my colleagues were a reason to deal with this subject. Beginning with the ”official“ mourning phases and diverse mourning models, I realized that there is no specific literature for the subject ”dialysis“. After conversations with hospice caregivers, I adhered to the existing general literature and drew conclusions from this for the subject dialysis. I explain what is mourning and which factors trigger it. With the help of mourning phases, I show how the process of mourning theoretically proceeds. The behavioral patterns and feelings that emerge hereby are treated in different groups. By means of a case example, I refer to practice. Which solutions one can use for the work of mourning and what one should avoid hereby are stated in the end of the article. A basic knowledge about this topic can be a good prophylaxis for caregivers: By dealing with the topic ”mourning“, some reactions of the surroundings in the dialysis center have become more transparent for me and I can handle them more professionally.

 
  • Literatur

  • 1 Drees A. Supervision im Dialysefeld: Verarbeitungsformen von Dialyse Stress – Intuitive Dialoge zur Lösung von Teamkonflikten in Dialyseeinrichtungen. Im Internet: www.alfred-drees.de/Dialyse.doc Stand 15.12.2011
  • 2 Meyers Großes Konversations-Lexikon: Trauer. Leipzig: Meyer; 1909: 19-19
  • 3 Bödiker ML, Theobald M. Trauer-Gesichter. Hilfen für Trauernde – Arbeitsmaterialien für die Trauerbegleitung. Aus der Reihe ”Praxisforschung Trauer“. Aufl. Wuppertal: Hospiz; 2008. 2.
  • 4 Lewis CS. Über die Trauer. Frankfurt am Main/Leipzig: Insel; 2009
  • 5 Kast V. Sich einlassen und loslassen. Neue Lebensmöglichkeiten bei Trauer und Trennung. Aufl. Freiburg im Breisgau: Herder; 1994. 15.