Rofo 2011; 183(2): 101
DOI: 10.1055/s-0030-1270812
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Ovarialkarzinome. Natives CT erscheint als Screening-Maßnahme ungeeignet

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Publication Date:
08 February 2011 (online)

 

Ovarialkarzinome haben vor allem deswegen eine schlechte Prognose, weil sie oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt werden. In einer US-amerikanischen Studie von Pickhardt et al. wurde untersucht, inwieweit eine native Low-Dose-CT als Screening-Untersuchung zur Entdeckung von Frühstadien beitragen kann.

Radiology 2010; 257: 144–150

Multizystischer, unscharf abgegrenzter Tumor mit inhomogenem Binnenmuster. Peritonealkarzinose (Pfeile; Bild: Prokop M/Galanski M/Schaefer-Prokop et al. (Hrsg.). RRR. Ganzkörper-Computertomographie. Thieme 2007).

Ovarialkarzinome stehen als Ursache krebsbedingter Todesfälle durch gynäkologische Tumoren an 1. Stelle. Zwar liegt die 5-Jahres-Überlebenszeit bei lokalisierten Ovarialkarzinomen bei 90% – in den meisten Fällen werden die Karzinome aber erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Daraus resultiert eine 5-Jahres-Überlebenszeit von insgesamt nur 50%. Ein Screening-Programm zur Erkennung von Frühformen wäre daher äußerst wünschenswert. Bisher konnte aber nicht belegt werden, dass sich die relativ hohe Mortalität durch ein wie auch immer geartetes Screening-Programm bei asymptomatischen postmenopausalen Frauen senken lässt.

Bei 2869 konsekutiven über 50-jährigen Frauen, die sich einem Kolonografie-Screening zur Darmkrebsfrüherkennung unterzogen, wurde auf den CT-Bildern von erfahrenen Radiologen auch nach ovariellen Raumforderungen gesucht.

Bei 118 Frauen (4,1% der Screening-Kohorte) wurde eine Raumforderung im Bereich des Ovars (108 unilateral, 10 bilateral) festgestellt. Bei 80 Frauen war dieser Befund Anlass zu weiteren Untersuchungen, wie:

transvaginale Sonografie (n = 71), MRT des Beckens (n = 7), kontrastmittelverstärktes CT (n = 7) und/oder eine Operation (n = 26).

Bei 33 Frauen wurden die CA-125-Spiegel bestimmt. Nur in 1 Fall wurde hier eine geringfügige Erhöhung festgestellt.

Von den 26 entnommenen Tumoren erwiesen sich bei der pathologischen Untersuchung 14 als Cystadenom oder Cystadenofibrom, 5 als nicht neoplastische Zysten (davon 2 Endometriome), 3 als reife Teratome, 2 als Hydrosalpinx und jeweils 1 als Fibrom und benigner Brenner-Tumor. Drei weitere Teratome waren bereits bei der Index-CT diagnostiziert worden.

Alle Frauen bei denen die Raumforderung nicht weiter abgeklärt worden war, wurden 1–4 Jahre nachbeobachtet. In diesem Zeitraum kam es in keinem dieser Fälle zur Entwicklung eines Ovarialkarzinoms. Andersherum entwickelten aber 4 Frauen mit einem unauffälligen Befund im Index-CT im weiteren Verlauf (nach 15 bis 44 Monaten) ein Ovarialkarzinom. Dies deutet auf ein sehr schnelles Wachstum der Intervall-Karzinome, schreiben die Autoren. Bei solch aggressiven Tumoren ist das diagnostische Fenster zum Nachweis asymptomatischer Frühformen sehr eng.

Fazit

Ein natives CT bei allen postmenopausalen Frauen ist als Screening-Untersuchung zur Detektion von frühen Ovarialkarzinomen ungeeignet. Zum einen ist die Rate an benignen Veränderungen mit 4,1% sehr hoch und die Wahrscheinlichkeit, ein Karzinom zu entdecken, äußerst gering. Zum anderen schützt auch ein unauffälliges CT nicht vor der raschen Entwicklung eines Karzinoms. Laut den Autoren wird Aufgabe für die Zukunft sein, Risikofaktoren zu identifizieren, die ein gezielteres Screening ermöglichen.

Maria Weiß

Berlin

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