Rofo 2011; 183(2): 99
DOI: 10.1055/s-0030-1270809
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Nierenzellkarzinome. Charakterisierung von Subtypen mit ADC

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Publication Date:
08 February 2011 (online)

 

Die diffusionsgewichtete MRT (DW-MRT) bietet die Möglichkeit, den scheinbaren Diffusionskoeffizienten (Apparent Diffusion Coefficient, ADC) zu bestimmen. Bei MRT-Untersuchungen der Nieren ist der ADC bereits angewendet worden. Dabei lag der Schwerpunkt bisher auf der Unterscheidung zwischen benignen und malignen Raumforderungen. Eine chinesische Arbeitsgruppe untersuchte den klinischen Nutzen des ADC zur Charakterisierung von Subtypen des Nierenzellkarzinoms.

Radiology 2010; 257:135–143

Für ihre retrospektive Studie rekrutierten Wang et al. 83 Patienten mit insgesamt 85 Nierentumoren und histologischer Bestätigung der folgenden Subtypen: klarzelliges, papilläres und chromophobes Nierenzellkarzinom. Die DW-MRT-Aufnahmen wurden mit einem 3,0-Tesla-System und mit Single-Shot-Spin-Echo-Echoplanar-Sequenzen erstellt. Dabei benutzten die Radiologen b-Werte von 0–500 s/mm2 sowie 0–800 s/mm2. Die ADC wurden statistisch hinsichtlich der Unterschiede zwischen Nierenzellkarzinomen und nicht betroffenem Nierenparenchym, der b-Werte bei den Subtypen und der Unterscheidung von klarzelligen und nicht klarzelligen Karzinomen analysiert.

Kleines Nierenzellkarzinom links (histologisch gesichert, pT1): inhomogenes Signal im fs-T2-Bild (a), deutliche inhomogene KM-Aufnahme des Tumors als Zeichen der soliden Raumforderung mit einzelnen nekrotischen Anteilen in der dynamischen KM-Untersuchung (dynam. 3D T1 FAME fs, b-e, nativ, arterielle, parenchymatöse und venöse Phase; Bild: Kalinka A, Gerlach A, Arlart IP et al. Fortschr Röntgenstr 2006; 178: 298–305).

Von den Nierenzellkarzinomen waren histologisch 49 klarzellig, 22 papillär und 14 chromophob. Die ADC-Unterschiede zwischen allen 3 Karzinomsubtypen und nicht betroffenem Nierengewebe waren für beide b-Wert-Bereiche signifikant (p < 0,001). Mit b-Werten zwischen 0 und 500 s/mm2 ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen dem klarzelligem und papillärem bzw. chromophobem Subtyp (p < 0,001). Dagegen war zwischen papillärem und chromophobem Subtyp keine statistisch deutliche Differenzierung möglich (p = 0,068). Wurde die DW-MRT mit b-Werten im Bereich 0–800 s/mm2 erstellt, waren die ADC bei allen 3 Subtypen signifikant unterschiedlich (p < 0,001). Mit ADC, die mit dem größeren b-Werte-Bereich erhoben wurden, lassen sich klarzellige und nicht klarzellige Nierenzellkarzinome besser voneinander differenzieren. Die AUC-Werte betrugen 0,922 (b-Werte: 0–500 s/mm2) bzw. 0,973 (b-Werte: 0–800 s/mm2). Bei einem ADC-Grenzwert von 1,281 x 10-3 mm2/s ist die Unterscheidung klarzellig zu nicht klarzellig mit einer Sensitivität von 95,9% und einer Spezifität von 94,4% möglich (Youden-Index: 0,903).

Fazit

Werden bei DW-MRT-Untersuchungen die scheinbaren Diffusionskoeffizienten mit b-Werten von 0–800 s/mm2 bestimmt, können klarzellige und nicht klarzellige Nierenzellkarzinome mit hoher Sensitivität und Spezifität unterschieden werden. Damit könnten nach Ansicht der Autoren Diagnose und Therapieauswahl verbessert werden.

Matthias Manych

Berlin

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