Aktuelle Neurologie 2012; 39(07): 341
DOI: 10.1055/s-0032-1305237
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Gründung der European Academy of Neurology

Foundation of EAN
H. Reichmann
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
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Publication Date:
06 September 2012 (online)

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Prof. Dr. med. Heinz Reichmann

Viele von uns besuchten jährlich sowohl den Kongress der European Neurological Society (ENS) als auch den der European Federation of Neurological Societies (EFNS) und profitierten von den hervorragenden wissenschaftlichen Beiträgen und den Inhalten der jeweiligen Fortbildungsakademien. Hier zeichnet sich nun eine aufregende Entwicklung ab, da die beiden Fachgesellschaften sich zusammenschließen werden und ab dem Jahre 2015 die European Academy of Neurology bestehen wird.

Die von mir als Präsident derzeit geleitete European Neurology Society wurde 1986 von eminenten Neurologen gegründet, wozu auch mein Lehrer, Herr Prof. Klaus Toyka/Würzburg, gehörte. Dazu kamen Scarlato/Mailand, Harding/London, Thomas/London, Said/Paris, Steck/Basel und viele andere Kollegen, die alle den selben Anspruch hatten, nämlich das, was sie in ihren Lehrjahren zum Teil in den angelsächsischen Ländern gelernt hatten, einer breiten Menge junger und engagierter Neurologen nahezubringen, nämlich die wissenschaftliche Faszination an neurologischen Fragestellungen. Sie folgten beim Aufbau ihrer Kongresse dem Vorbild der American Academy of Neurology, wo es neben Teaching Courses (Fortbildungsakademien) Symposien und Posterpräsentationen gab. Die ENS bestand immer im Vergleich zu der EFNS aus individuellen Mitgliedern. Der erste ENS-Kongress wurde in Nizza 1986 veranstaltet und der 22. Kongress fand gerade in Prag im Juni 2012 statt. Die Mitglieder der ENS sind mittlerweile ca. 900 Personen und in 20 Subkomitees vertreten, die jeweils die unterschiedlichen neurologischen Schwerpunkte vertreten und geeignete Vorschläge für die Jahreskongresse erarbeiten.

Die Gründung der EFNS ist ebenfalls auf das Jahr 1986 zurückzuführen, als im Rahmen der DANUBE-Meetings daran gedacht wurde, eine europäische neurologische Gesellschaft zu gründen. Damals stand im Mittelpunkt die Verständigung zwischen Ost und West, sodass es insbesondere die Professoren Wender aus Polen, Bartko aus der Tschechoslowakei und Gerstenbrand aus Wien waren, die letztendes 1991 während eines paneuropäischen Kongresses für Neurologie beschlossen, die European Federation of Neurological Societies zu gründen. Herr Prof. Gerstenbrand war deren 1. Präsident und von dort an wuchs diese Gesellschaft und beheimatet jetzt 44 Länder, die jeweils einen nationalen Delegierten in eine Generalversammlung abordnen. Die EFNS publiziert ihre Ergebnisse im European Journal of Neurology, während die ENS das Journal of Neurology als Gesellschaftszeitschrift führt.

In den letzten Jahren stellten wir zunehmend fest, dass die Ziele beider Gesellschaften deckungsgleich sind und dass die handelnden Personen häufig auch bei der anderen Gesellschaft zu Hauptreferaten eingeladen wurden und man sich gegenseitig zunehmend schätzen lernte und so die Hemmung überwand, juristische Hürden einer Vereinigung zu überschreiten. Es wurde eine sogenannte Task force gegründet, die aus den Professoren de Reuck, Kömpf, Waldemar vonseiten der EFNS und Bassetti, Ferro, Moonen vonseiten der ENS bestand. Diese Sechsergruppe hat in den vergangenen Jahren in beeindruckender Weise das Gerüst für die Gründung der European Acadamy of Neurology (EAN) geschaffen. Wir werden 2013 in Barcelona den letzten Kongress der ENS haben, während die EFNS sich 2013 an den Weltkongress in Wien angliedern wird. Danach wird es einen ersten gemeinsamen Kongress 2014 in Istanbul geben und letztendes nach Etablierung der EAN in Istanbul 2015 bei uns in Deutschland, mit großer Sicherheit in Berlin, den ersten gemeinsamen EAN-Kongress geben. Wir werden danach mit einer Stimme sprechen, höheren politischen Einfluss gewinnen und die Faszination der Neurologie in Krankenversorgung und Wissenschaft noch besser vertreten können.

Es ist mir somit eine große Freude, als amtierender ENS-Präsident Sie alle herzlich einzuladen, diesen Vereinungsprozess mit Wohlwollen und tatkräftiger Unterstützung zu begleiten. Ich bin überzeugt, dass dies auch zum Nutzen der Neurologen in Deutschland sein wird und wir hier eine wunderbare neue Gesellschaft kreieren können.