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Positionspapier

Covid-19-Pandemie und Verhaltenssüchte

Neue Herausforderungen für Verhaltens- und Verhältnisprävention

Published Online:https://doi.org/10.1024/0939-5911/a000672

Zusammenfassung.Einführung und Zielsetzung: Die COVID-19 Pandemie und die entsprechenden Lockdown-Maßnahmen verdeutlichen, dass besondere Strategien der Verhaltens- und Verhältnisprävention für Online-Verhaltenssüchte notwendig sind. Begründung: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die COVID-19 Krise und die begleitenden Maßnahmen zu deren Eindämmung die Risiken für die Entwicklung von Verhaltenssüchten erhöht haben. Dazu tragen Faktoren wie Fortfall von terrestrischen Angeboten, soziale Isolation und erzwungene Inaktivität sowie Bedeutungsgewinn von Online-Angeboten bei. Gleichzeitig können als Folge bei bereits bestehenden Störungen die Schwere zu- und Remissionschancen abgenommen haben. Auch von einem erhöhten Rückfallrisiko kann ausgegangen werden. Schlussfolgerung: Es sind epidemiologische Studien notwendig, um veränderte Prävalenzen, Versorgungsbedarfe und geänderte Risikofaktoren zu erfassen. Es besteht die Notwendigkeit, Maßnahmen der Verhältnis- und Verhaltensprävention zu entwickeln und umzusetzen. Die Identifizierung von Risikoverhalten wäre durch Tracking des Online-Verhaltens möglich und könnte Ausgangspunkt für Maßnahmen wie Spiel- oder Anwendungspausen, Warnhinweise und Verbraucherschutzinformationen sowie konkrete Angebote der Frühintervention oder weitergehende Hilfen sein. Die Anbieter stehen hier in der Pflicht, Verantwortung für ihre Produkte zu übernehmen, das Risiko von Verhaltenssüchten zu minimieren und Maßnahmen von Frühentdeckung und Intervention zu ermöglichen und bereitzustellen.


The COVID-19 Pandemic and Behavioral Addiction – New Challenges for Structural and Behavioral Prevention

Abstract.Introduction and objective: The COVID-19 pandemic and the corresponding lockdown measures exemplified that special strategies of structural prevention as well as for behavioral prevention are needed with respect to online behavioral addictions. Rationale: The likelihood is high that the COVID-19 crisis and the accompanying measures to contain it have increased the risks for the development of behavioral addictions. Factors such as the discontinuation of terrestrial offers, social isolation and forced inactivity as well as the increased importance of online activities contribute to this. At the same time, the severity of disorders may have increased and chances of remission may have decreased. An increased risk of relapse can also be assumed. Conclusion: Epidemiological studies are necessary to investigate changes in prevalence, care needs and risk factors. There is a need to develop measures for structural prevention as well as for behavioral prevention. Tracking online behavior could serve as a measure to identify risky behavior patterns and could be the starting point for measures such as interrupting games or applications, warnings and information as well as concrete offers of early intervention or further help. The providers are in charge for taking responsibility for their products, minimizing the risk of behavioral addictions and enabling as well as providing measures for early detection and intervention.

Literatur