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Erschienen in: MMW - Fortschritte der Medizin 5/2015

13.07.2015

Sterbeort stationäre Pflegeeinrichtung

verfasst von: Prof. Dr. phil. Wolfgang George

Erschienen in: MMW - Fortschritte der Medizin | Sonderheft 5/2015

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Zusammenfassung

Hintergrund:

Bisher gibt es keine empirischen Ergebnisse zur Versorgungsqualität der Betreuung Sterbender in Pflegeheimen. In diesen versterben 30–40% aller Deutschen. So ist es Ziel der 2014 durchgeführten Studie, die pflegerische, medizinische und psychosoziale Situation zu beschreiben und – falls notwendig – Verbesserungsvorschläge zu formulieren.

Methode:

Insgesamt gingen 2080 Fragebögen von Mitarbeitern aus 467 Pflegeheimen in die Auswertung ein. Bei deren Auswahl wurden Bundesland, Größe und Lage der Einrichtung sowie deren Trägerschaft berücksichtigt. Verwendet wurde ein für diesen Zweck leicht angepasster, bewährter Fragebogen. Dieser umfasst 11 institutions- bzw. personenbezogene und 33 inhaltliche Variablen.

Ergebnisse:

Es kann gezeigt werden, dass die zeitlichen und personellen Ressourcen von einem Drittel der Befragten sehr stark problematisiert werden. Nur 34% geben an, dass beruflich qualifizierte Pflegende die Sterbenden versorgen. Die Hälfte (53%) gibt an, dass hierfür mit den komplementären Versorgungspartnern kooperiert würde. 38% sehen sich durch ihre Ausbildung gut bzw. sehr gut, 31% schlecht auf die Sterbebetreuung vorbereitet. 44% attestieren sich die Möglichkeit auf die Situation Einfluss zu nehmen. 75% geben an, dass nach dem Tod Gespräche mit den Kolleginnen stattfinden. In 6 von 10 Einrichtungen besteht die Möglichkeit, dass Angehörige übernachten können. Angehörige werden zu 33% verbindlich in die Pflege der Sterbenden einbezogen. 27% der Befragten geben an, dass ihre Einrichtung regelmäßig durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt wird. 75% geben an, dass die Schmerz- und Symptomkontrolle gelingt. 30% geben an, dass es zu keinen unnötig lebensverlängernden Interventionen kommen würde. Ähnlich groß ist die Gruppe, die dies als Regelfall beschreibt. Nur 35% geben an, dass grundsätzlich über die Prognose aufgeklärt würde. Obwohl 35% der Befragten angeben, dass Patienten grundsätzlich alleine versterben, sind 75% der Befragten davon überzeugt, dass an ihrem Arbeitsplatz ein würdevolles Sterben möglich sei. Es konnte gezeigt werden, dass in größeren, städtisch-geprägten und privaten Einrichtungen, die problematischeren Bedingungen bestehen.

Empfehlungen:

Die sich ergebenden Empfehlungen haben sich bisher als wenig wirkungsvoll erwiesen. Der Autor empfiehlt daher, den Betreuungsprozess Sterbender durch eine unabhängige Qualitätsprüfungsgesellschaft prüfen zu lassen. Einrichtungen, die über gute und sehr gute Versorgungsprozesse verfügen, sollten durch ein „Deutsches Palliativsiegel“ ausgezeichnet werden.
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Becker et al. Wandel des Sterbens im Krankenhaus: Besser sterben auf Palliativstationen. In: George W, Dommer E, Szymcak V (Hrsg). Sterben im Krankenhaus. Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2013. Becker et al. Wandel des Sterbens im Krankenhaus: Besser sterben auf Palliativstationen. In: George W, Dommer E, Szymcak V (Hrsg). Sterben im Krankenhaus. Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2013.
4.
Zurück zum Zitat Gaber E, Wildner M. Sterblichkeit, Todesursachen und regionale Unterschiede. In: Robert Koch-Institut (Hrsg). Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 52. RKI, Berlin 2011. Gaber E, Wildner M. Sterblichkeit, Todesursachen und regionale Unterschiede. In: Robert Koch-Institut (Hrsg). Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 52. RKI, Berlin 2011.
5.
Zurück zum Zitat George W, Beckmann D, Vaitl D. Aktuelle empirische Daten zur Sterbesituation im Krankenhaus. Med Welt 1990;41:375–378. George W, Beckmann D, Vaitl D. Aktuelle empirische Daten zur Sterbesituation im Krankenhaus. Med Welt 1990;41:375–378.
6.
Zurück zum Zitat George W, Dommer E, Szymczak V (Hrsg). Sterben im Krankenhaus. Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2013. George W, Dommer E, Szymczak V (Hrsg). Sterben im Krankenhaus. Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2013.
7.
Zurück zum Zitat George W, Banat GA, Dommer E. Betreuung Sterbender im Krankenhaus: Ärzte üben Kritik an ihrer Ausbildung. Dtsch Arztebl 2014;111(9): A-340 / B-296 / C-282. George W, Banat GA, Dommer E. Betreuung Sterbender im Krankenhaus: Ärzte üben Kritik an ihrer Ausbildung. Dtsch Arztebl 2014;111(9): A-340 / B-296 / C-282.
8.
Zurück zum Zitat George W (Hrsg). Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014. George W (Hrsg). Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014.
9.
Zurück zum Zitat Haase T, McKeown K, et al. Sterben in Krankenhäusern und hospizfreundlichen Krankenhäusern. In: George W (Hrsg). Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014 Haase T, McKeown K, et al. Sterben in Krankenhäusern und hospizfreundlichen Krankenhäusern. In: George W (Hrsg). Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014
10.
Zurück zum Zitat Jors K, Adami S, Xander C, et al. Dying in cancer centers: do the circumstances allow for a dignified death? Cancer 2014; 120(20):3254–60.PubMedCrossRef Jors K, Adami S, Xander C, et al. Dying in cancer centers: do the circumstances allow for a dignified death? Cancer 2014; 120(20):3254–60.PubMedCrossRef
Metadaten
Titel
Sterbeort stationäre Pflegeeinrichtung
verfasst von
Prof. Dr. phil. Wolfgang George
Publikationsdatum
13.07.2015
Verlag
Urban & Vogel
Erschienen in
MMW - Fortschritte der Medizin / Ausgabe Sonderheft 5/2015
Print ISSN: 1438-3276
Elektronische ISSN: 1613-3560
DOI
https://doi.org/10.1007/s15006-015-3308-7

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