Zusammenfassung
Zyklusstörungen sind alle Abweichungen von einem normalen menstruellen Blutungsmuster. Sie treten gehäuft unmittelbar nach der Menarche und perimenopausal auf und können symptomatisch in Störungen der Zyklusregelmäßigkeit (Tempoanomalie) und der Blutungsstärke (Typusanomalien) sowie azyklische Blutungen unterteilt werden. Als Maximalvariante einer Zyklusstörung ist die Amenorrhö zu sehen. Die Ursachen sind endokrin oder organisch und, sofern möglich, es sollte eine daraus abgeleitete kausale Therapie erfolgen. Ansonsten stehen je nach Lebensphase und Beschwerdesymptomatik außerhalb des Kinderwunsches die Zyklusregulierung, die Endometriumtransformation und in akuten Situationen auch die rasche Erzielung einer Blutungsfreiheit im Vordergrund.
Abstract
Irregular menstrual bleeding is a common complaint during the reproductive years with increased frequency during adolescence and in the perimenopausal years. Symptoms are more frequent or infrequent cycles with amenorrhea as one extreme as well as aberrant duration and volume of blood loss most commonly presenting as menorrhagia or intermenstrual bleeding. The causes are mainly endocrinological or structural and when possible a causal therapy or symptomatic cycle regulation should be initiated. The mainstay of treatment is an individual approach considering the reproductive goals of the patient as well as other complaints and preferences with a focus on endometrial protection in general or therapeutic amenorrhea in acute situations.
Literatur
Whitaker L, Critchley HOD (2015) Abnormal uterine bleeding. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol doi:10.1016/j.bpobgyn.2015.11.012
Nawroth F, Ludwig M (2008) What can we expect if we measure hormones in eumenorrhoeic infertile patients? Reprod Biomed Online 16:621–626
Schröder R (1959) Lehrbuch der Gynäkologie. Georg Thieme, Leipzig
Practice Committee of American Society for Reproductive M (2008) Current evaluation of amenorrhea. Fertil Steril 90:219–225
Zia A, Lau M, Journeycake J et al (2016) Developing a multidisciplinary young women’s blood disorders program: a single-centre approach with guidance for other centres. Haemophilia : doi:10.1111/hae.12836.
Sonntag B, Ludwig M (2012) An integrated view on the luteal phase: diagnosis and treatment in subfertility. Clin Endocrinol (Oxf) 77:500–507
Brown JB (2011) Types of ovarian activity in women and their significance: the continuum (a reinterpretation of early findings). Hum Reprod Update 17:141–158
Munro MG, Critchley HO, Fraser IS (2011) The FIGO classification of causes of abnormal uterine bleeding. Int J Gynaecol Obstet 113:1–2 (Malcolm G. Munro, Hilary O.D. Crithcley, Ian S. Fraser, for the FIGO Working Group on Menstrual Disorders)
AWMF (2015) Indication and technics of hysterectomy for benign diseases. Guideline of the German Society of Gynecology and Obstetrics. (AWMF Registry No. 015/077, March 2015. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-070.html)
Nawroth F (2015) Hyperprolaktinämie. Gynäkologe 48:383–393
Keck C, Segerer S (2015) Hyperandrogenämie – Diagnostik und Therapiekonzepte. Gynakologe 48:891–902
Bullmann C, Minnemann T (2015) Schilddrüse, Fertilität und Schwangerschaft. Gynakologe 48:537–548
Birch K (2005) Female athlete triad. BMJ 330:244–246
Haoula Z, Salman M, Atiomo W (2012) Evaluating the association between endometrial cancer and polycystic ovary syndrome. Hum Reprod 27:1327–1331
Hashim AH, Ghayaty E, Rakhawy M El (2015) Levonorgestrel-releasing intrauterine system vs oral progestins for non-atypical endometrial hyperplasia: a systematic review and metaanalysis of randomized trials. Am J Obstet Gynecol 213:469–478
Altshuler AL, Gaffield ME, Kiarie JN (2015) The WHO’s medical eligibility criteria for contraceptive use: 20 years of global guidance. Curr Opin Obstet Gynecol 27:451–459
Naderpoor N, Shorakae S, De Courten B et al (2015) Metformin and lifestyle modification in polycystic ovary syndrome: systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update 21:560–574
Tang T, Lord JM, Norman RJ et al (2010) Insulin-sensitising drugs (metformin, rosiglitazone, pioglitazone, D‑chiro-inositol) for women with polycystic ovary syndrome, oligo amenorrhoea and subfertility. Cochrane Database Syst Rev 2010:Cd003053
Misra M, Klibanski A (2014) Anorexia nervosa and bone. J Endocrinol 221:R163–176
Lethaby A, Duckitt K, Farquhar C (2013) Non-steroidal anti-inflammatory drugs for heavy menstrual bleeding. Cochrane Database Syst Rev 1:Cd000400
Marjoribanks J, Lethaby A, Farquhar C (2016) Surgery versus medical therapy for heavy menstrual bleeding. Cochrane Database Syst Rev 1:Cd003855
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
Prof. Dr. med. Barbara Sonntag gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Additional information
Redaktion
T. Dimpfl, Kassel
W. Janni, Ulm
R. Kreienberg, Landshut
N. Maass, Kiel
O. Ortmann, Regensburg
B. Sonntag, Hamburg
K. Vetter, Berlin
R. Zimmermann, Zürich
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche der folgenden Aussagen ist richtig? Ein Zyklusintervall von ca. 45–60 Tagen ...
wird noch als Eumenorrhö bezeichnet.
ist als Oligomenorrhö einzuordnen.
geht typischerweise mit verstärkten und verlängerten Zyklusblutungen einher.
schließt eine ovulatorische Zyklusqualität aus.
hat in der Regel keinen negativen Einfluss auf die Fertilität.
Welche der folgenden Aussagen ist zutreffend? Ein prämenstruelles „spotting“ ...
weist ursächlich auf eine Portioektopie hin.
sollte durch Bestimmung von Östradiol und Progesteron gezielt in der zweiten Zyklushälfte weiter abgeklärt werden.
deutet auf eine Follikelreifungsstörung unterschiedlicher Ursache mit nachfolgender Lutealphaseninsuffizienz hin.
hat für die Fertilität der Patientin eigentlich keine Relevanz.
kann nachhaltig durch eine therapeutische Kürettage beendigt werden.
Welche der folgenden Aussagen ist korrekt? Bei der Hypermenorrhö einer 58-jährigen Patientin ...
kann ursächlich das Vorliegen einer Follikelpersistenz aufgrund der bereits deutlich eingeschränkten Ovarreserve ausgeschlossen werden.
könnte die Entscheidung zu einer Hysterektomie als effektivste therapeutische Option erscheinen.
ist das Vorliegen eines submukösen Myoms bei dem nicht mehr bestehenden Kinderwunsch für die therapeutische Entscheidung unbedeutend.
kommt die Einlage eines LNG-IUS (Mirena®) wegen des bereits höheren Alters und fehlenden Kontrazeptionsbedarfs nicht mehr in Betracht.
tritt nur selten ein ausgeprägter Eisenmangel auf.
Nach mehrjähriger Einnahme setzt die 26-jährige Patientin das bisher eingenommene orale Kontrazeptivum ab. Die anschließend auftretende sekundäre Amenorrhö spricht am wahrscheinlichsten für welches der nachfolgend genannten Szenarien?
Deutliche und lang anhaltende Abnahme der Fertilität nach Einnahme von Hormonen
Bereits vor Beginn der Pilleneinnahme vorliegende Pathologie, die dann durch das Absetzen der Pille wieder auffällig wird
Typischerweise erfolgende massive Gewichtszunahme unter Einnahme oraler Kontrazeptiva
Gehäuftes Auftreten eines Prolaktinoms unter Pilleneinnahme
Länger anhaltender proliferationshemmender Effekt am Endometrium durch das in den oralen Kontrazeptiva üblicherweise enthaltene Ethinylöstradiol
Welche der folgenden Aussagen trifft zu? Zur weiteren Abklärung einer sekundären Amenorrhö bei endokrinologisch unauffälliger Diagnostik zählt ...
eine Ovarialbiopsie zum Nachweis vorhandener Follikelstrukturen.
ein Östrogen-Gestagen-Test oder die Durchführung einer Hysteroskopie zum Ausschluss organischer Ursachen.
die Durchführung eines ACTH-Stimulationstests zur Beurteilung eines adrenogenitalen Syndroms.
eine MRT der Sellaregion (Hypophyse) zum Ausschluss eines Prolaktinoms.
eine Chromosomenanalyse zum Ausschluss numerischer oder struktureller Anomalien.
Welche der folgenden Aussagen trifft bei der primären und sekundären Amenorrhö nicht zu?
Nach Abschluss der Diagnostik erfolgt eine Therapie nach Möglichkeit kausal.
Auch bei rein funktioneller Störung sollte zeitnah eine symptomatische Therapie eingeleitet werden, um eine regelmäßige Transformation des Endometriums sowie eine Östrogenisierung sicherzustellen.
Die Häufigkeitsverteilung der Ursachen unterscheidet sich deutlich.
Eine Therapie beginnt frühestens nach Ablauf eines Jahres, da bei einem Großteil der Patientinnen sich die Zyklusfunktion in diesem Zeitraum auch spontan wieder erholt.
Es handelt sich bei der primären Amenorrhö um die ausbleibende Menarche und bei der sekundären Amenorrhö um das Ausbleiben der Menstruation über einen Zeitraum von mehr als 3 Monaten.
Eine 32jährige adipöse Patientin mit PCOS leidet unter rezidivierenden Menometrorrhagien. Wie beraten Sie die Patientin?
Vor einer erfolgreichen Gewichtsabnahme kann keine hormonelle Therapie angeboten werden.
Auch wenn eine Gewichtsreduktion zur Zyklusregulierung beitragen kann, sollte bereits zwischenzeitlich eine Hormontherapie zur Endometriumtransformation begonnen werden.
Das LNG-IUS (Mirena®) erscheint auch im Hinblick auf eine häufig vorliegende zusätzliche Androgenisierungssymptomatik als optimale therapeutische Option.
Die alleinige zyklische Gestagengabe zeigt bei dieser Patientin keine ausreichende Wirkung auf eine regelmäßige Endometriumtransformation.
Außerhalb eines Kinderwunsches ist die Gabe von Metformin im individuellen Heilversuch auch bei Nachweis einer Insulinresistenz bei dieser Patientin keine sinnvolle Maßnahme.
Welches der nachfolgend genannten Gestagenpräparate hat auch in ausreichender Transformationsdosis keine inhibierende Wirkung auf den hypophysären Regelkreislauf und wird daher nicht erfolgreich zur Durchbrechung einer Follikelpersistenz bei Dauerblutung eingesetzt?
Chlormadinonacetat
Cyproteronacetat
Norethisteronacetat
Progesteron
Medroxyprogesteronacetat
Für die Abwägung einer operativen gegenüber einer medikamentösen Therapie bei Menometrorrhagien trifft welche der folgenden Aussage zu?
Die Entscheidung ist insbesondere von einem noch bestehenden Kinderwunsch der Patientin abhängig zu machen.
Aufgrund der Komplikationsrate operativer Therapien ist medikamentösen Therapieformen unabhängig vom Lebensalter der Vorzug zu geben.
Ein medikamentöser Therapieansatz führt zu einer zügigeren Beschwerdefreiheit.
Die Einlage eines LNG-IUS ist von der Reduktion der Blutungsstärke her signifikant stärker wirksam als eine Endometriumablation.
Eine Hysterektomie wäre nur bei Nachweis einer Malignität indiziert.
Eine 18jährige Patientin erleidet unter laufender Chemotherapie bei einer Leukämie erstmalig eine schwere Menometrorraghie. Welche der nachfolgend genannten therapeutischen Optionen würden Sie der Patientin bevorzugt anbieten, um akut und begrenzt auf die Dauer der geplanten Therapie eine Blutungsfreiheit zu erzielen?
Einlage eines LNG-IUS (Mirena®)
GnRH-Analoga-Gabe
Hysterektomie
Endometriumablation
Zyklische Gestagene
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Sonntag, B. Zyklusstörungen. Gynäkologe 49, 357–372 (2016). https://doi.org/10.1007/s00129-016-3878-1
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00129-016-3878-1