Verhaltenssucht

Zusammenfassung

Bislang gibt es wenig Kenntnis über Störungsbilder mit exzessiven belohnenden Verhaltensweisen, die die Kriterien einer Abhängigkeit erfüllen (z. B. Kauf-, Arbeits- oder Spielsucht). Die hohe Anzahl an Betroffenen, die Beratung und Hilfe suchen, weist jedoch deutlich auf die Notwendigkeit einer genauen Charakterisierung von Verhaltenssucht sowie eines entsprechenden Angebots im Hilfesystem hin. Durch exzessives belohnendes Verhalten werden schnell und effektiv Gefühle im Zusammenhang mit Frustrationen und Ängsten reguliert bzw. verdrängt. Vergleichbar mit dem Effekt beim Gebrauch von psychotropen Substanzen kann das Verhalten die Funktion erhalten, das Leben für den Betroffenen erträglich zu gestalten. Eine aktive angemessene Auseinandersetzung mit den Problemen wird dabei „verlernt“. Dieses suchtartige Verhalten wird dann im Laufe einer pathologischen Verhaltensentwicklung oftmals zur noch einzig vorhandenen Verarbeitungsstrategie, um psychische Belastungen/Stressoren zu bewältigen.

Summary

Until recently knowledge was limited with respect to clinically relevant excessive reward-seeking behaviour such as pathological gambling, excessive shopping, and excessive working which meet diagnostic criteria of dependent behaviour. To date there is no consistent concept for diagnosis or treatment of excessive reward-seeking behaviour, and its classification is uncertain. However, the high number of subjects seeking treatment emphasises the importance of a clear conceptualisation of the so-called behavioural addictions and their successful treatment. Excessive reward-seeking behaviour may be used to regulate negative emotions. We suggest that, comparable to drug addiction, excessive reward-seeking behaviour can alleviate negative mood states and may be used as an (inadequate) stress coping strategy at the expense of active coping strategies. In the course of a pathological development, behavioural addiction may become the only available behavioural resource to cope with challenging developmental steps or social stress factors such as loneliness or anxiety.