Welche Vorteile bringt eine umfassende Diagnostik mit OPD-KJ bei kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten?
Abstract
Fragestellung: Dieser Beitrag stellt die Vorteile einer umfassenden OPD-KJ Diagnostik für eine kinder- und jugendpsychiatrische Stichprobe dar. Methodik: Drei Achsen der OPD-KJ, die Konflikt- und Strukturachse sowie die Achse Behandlungsvoraussetzungen wurden zusätzlich zum MAS und der ICD-10 Diagnose an einer Gruppe von 61 stationären kinder- und jugendpsychiatrischen Patienten in Österreich eingeschätzt. Ergebnisse: Es zeigten sich deutliche Geschlechtsunterschiede in der Bedeutung internalisierter, entwicklungshemmender Konflikte, allerdings war das Strukturniveau bei allen Patienten einheitlich im Bereich gering bis mäßig angesiedelt, d. h. Strukturleistungen wie Umgang mit negativen Affekten, Selbst- und Objektdifferenzierung und Kontaktgestaltung konnten nur mit erheblicher Hilfe von außen aufrechterhalten werden. Ältere Patienten waren behandlungsmotivierter und krankheitseinsichtiger. Von Bedeutung waren auch Zusammenhänge zwischen Konfliktachse und den Behandlungsvoraussetzungen, u. a. der Befund, dass Patienten mit einem als bedeutsam eingestuften Konflikt Unterwerfung vs. Kontrolle geringere Behandlungsmotivation, geringere Veränderungsmotivation und mehr Krankheitsgewinn zeigten als Patienten mit anderen Konflikten. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass eine umfassende OPD-KJ Diagnostik, die über die Achse Behandlungsvoraussetzungen hinausgeht und auch Informationen aus der Einschätzung der Konflikt- und Strukturachse enthält, hilfreiche Informationen für die die Behandlungsplanung liefern kann.
Objective: This paper presents the advantages of making comprehensive diagnoses with OPD-KJ in a child and adolescent psychiatric sample. Method: In addition to the MAS and the ICD-10 diagnoses, three axes of the OPD-KJ, the conflict and structural axis as well the axis of treatment conditions, were assessed, in 61 inpatient child and adolescent psychiatric patients in Austria. Results: There are significant gender differences in the importance of internalized, developmentally inhibitive conflicts. However, the structural level was low to moderate in all patients. Structural capacities such as dealing with negative emotions, self and object differentiation, and contact could be maintained only with substantial help from outside. Older patients were more motivated to obtain treatment and show more insight. Of importance were also links between the conflict axis and the treatment conditions. Patients who have been classified as control vs. submissive showed less treatment motivation, reduced motivation to change, and more gains than did patients with other conflicts. Conclusion: The study shows that, beyond the axis of treatment conditions, a comprehensive OPD-KJ diagnosis that gathered information from the assessment of the conflict and structural axis as well can provide useful information for treatment planning.
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