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Originalarbeiten

Wie Menschen mit einer Amputation der unteren Extremitäten ihren Alltag erleben und bewältigen

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000022

Eine Amputation der unteren Extremitäten stellt für die Betroffenen einen starken Einschnitt im Leben dar. Von einem Moment auf den anderen ist ein wesentlicher Teil des Körpers nicht mehr vorhanden und gleichzeitig ist die Gehfähigkeit nicht mehr selbstverständlich. Gefäßschädigende Komplikationen bei Diabetes mellitus zählen zu den häufigsten Ursachen für eine Amputation der unteren Extremitäten. Betroffene, die an dieser chronischen Krankheit leiden, sind in ihrem Alltag bereits besonderen Belastungen und Unsicherheiten ausgesetzt. Was es jedoch bedeutet, mit einer chronischen Krankheit leben zu müssen und zudem noch eine Amputation zu erleben, ist bislang wenig erforscht. Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht die Frage, wie Menschen mit einer Amputation der unteren Extremitäten aufgrund einer Gefäßerkrankung ihren Alltag erleben und bewältigen. Zur Bearbeitung dieser Fragestellung wurde ein qualitatives Forschungsdesign nach dem Ansatz der Grounded Theory gewählt. Qualitative Interviews mit neun von einer Amputation betroffenen Menschen wurden geführt und die Auswertung der Daten erfolgte anhand der Methode der Grounded Theory. Die Betroffenen erleben infolge der Amputation einschneidende Verluste: den Verlust eines Körperteils mit Folgen für ihr Körperbild, den Verlust ihrer Mobilität – daraus resultierend eine Abhängigkeit von Hilfsmitteln – und den Verlust von Alltagsfähigkeiten. Sie bewältigen diese Verluste, indem sie sich damit «abfinden». Den Alltag bewältigen sie, indem sie sich bemühen, ihre selbstständige Mobilität wiederzugewinnen, was ihnen gleichzeitig die Möglichkeit eröffnet, jeweils individuell bedeutsame Aktivitäten und Tätigkeiten im Rahmen bestehender Einschränkungen wieder ausführen zu können. Die Ergebnisse dieser Arbeit leisten einen Beitrag dazu, die Herausforderungen des Alltags nach einer Amputation der unteren Extremitäten aufgrund einer gefäßschädigenden Erkrankung verstehen zu können, was als Grundlage für die Begleitung dieser Menschen dienen soll.

A lower limb amputation seriously restricts people's lives. Suddenly, they lose a crucial part of their body and their usual mobility. The main reason of lower-limb amputation is diabetes mellitus. People living with a chronic illness have to face permanent uncertainty. There is little knowledge about the experience of living with a chronic illness, and suffering from a lower-limb amputation. This study examines how people with a lower-limb amputation caused by vascular diseases experience and manage their every-day life. Grounded Theory approach has been used to examine the research question. Qualitative interviews have been conducted with nine amputees, and data analysis has been done by using the method of Grounded Theory as well. As a result of an amputation, people have to cope with severe loss: the loss of a part of their body with consequences on their body image, the loss of mobility, a following dependency on means such as wheelchairs and prostheses, and the loss of the ability to manage daily activities. In order to be able to manage their daily activities again, amputees need to regain their mobility. At the same time, this regained mobility enables them to perform activities of individual importance within their disability. The results of this study help to understand the challenge of every-day live after a lower limb amputation caused by vascular diseases, which should serve for a basis of support for these people.