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Zusammenfassung

Alois Michael Mayer war Professor der Anatomie2). Er war ein geborener Wiener und hatte keinen anderen Unterricht als den, der in der Trivialschule3) erteilt wurde, empfangen. Er wurde von seinem Vater, der bei dem berühmten kaiserlichen Leibarzt Freiherrn von Störck diente, in eine Barbierstube, welche damals nur von den Chirurgen (Bader genannt) gehalten wurden, in die Lehre getan. Durch Empfehlung Störcks kam er später als Gehilfe zu dem als Anatom, Augenarzt und Kunstkenner berühmten Professor Josef Barth. Mayer eignete sich hier eine ganz besondere manuelle Fertigkeit im Herstellen anatomischer Präparate an, was Anlaß wurde, ihn, nachdem er auch die chirurgischen und medizinischen Studien nachgeholt hatte und zum Doktor promoviert war, zum Professor der Anatomie zu ernennen.

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References

  1. Herausgegeben von Stephan Hock, „Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen“, 29. Band, Prag 1910. Der Wiener Dichterarzt Ludwig August Frankl Ritter v. Hochwart (1810 bis 1894) begann im Herbst des Jahres 1828 seine Studien und schildert in seinen Lebenserinnerungen oft in drastischer, ulkiger Art die damalige Wiener medizinische Fakultät.

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  2. Vgl. Seite 62.

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  3. Elementarschule.

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  4. Leopold Kompert macht über den Dichter Nikolaus Lenau (Niembsch von Strehlenau) als Hörer der Medizin interessante Mitteilungen (Sonntagsblätter, Seite 17 ff.), welche aus den Erinnerungen eines ungarischen Arztes geschöpft sind. Dieser erzählt unter anderem: „Nikolaus Niembsch war ein gar lieber, trefflicher Junge. Wir waren beide Mediziner, am Leichentisch hatten wir flüchtige Kollegenbekanntschaft gemacht; nach einigen Monaten waren wir Freunde geworden — wenn Sie gegen diese Zusammenstellung des Großen mit dem Kleinen, Achilles und Thersites, nichts einzuwenden haben. Wir wohnten zusammen. Mir tönen noch die Klänge von Lenaus Gitarre vor, die er meisterhaft zu spielen verstand; wenn ich schon längst im Bette, saß er träumerisch am Fenster und ließ wundervolle Weisen aus dem Instrumente hervorquellen; ich sehe ihn noch im Mondlicht dasitzen und phantasieren… ‚Neulich‘, fuhr der Doktor fort, ‚las ich wieder in Lenaus ‚Faust‘. Mir fiel gleich in der ersten Szene zwischen Faust und Wagner im anatomischen Theater, die mit den Worten beginnt: Wenn diese Leiche lachen könnte, traun! das merkwürdige übereinstimmen mit seinen Ansichten aus unsern medizinischen Studienjahren ein. Ich weiß nicht, wie Poeten dichten, aber mich dünkt, jeden Gedanken, den sie aussprechen, müßten sie früher in und an sich erlebt haben und erfahren. In jener Unterredung Fausts habe ich Lenau gefunden, so wie wir beide Anatomie studierten. Lenau war ihr mit Eifer und Vorliebe ergeben; jene Verse Fausts, wo er von seinen Nachtstudien spricht, wie er über das wunderbare Nervengeflecht brütend dasitze und dem Leben nachhänge, sind buchstäblich wahr. Lenau hat solche Nächte durchgemacht. Er studierte immer anders als wir andern, die Wissenschaft regte seine Seele auf, da kamen Zweifel und Bedenken hervor, wo wir immer in verba magistri schwuren. Besonders in der Physiologie. Zur Anatomie bringt man Glauben mit, und der geht auch nicht verloren. Man wühlt in den Fragmenten des Menschen, weil Hoffnung uns verleitet, das Leben, das ‚scheue Wild‘, in seinen geheimsten Verstecken aufzujagen. Physiologie will nur der Treiber sein, sie gibt nichts als Hypothesen. Ichsah einmal Lenau grimmig vom Buche aufspringen, in dem wir eben studierten, und da rief er:,Was ist das für eine Wissenschaft, wo es immer heißt: Das ist noch nicht klar, oder: Über diesen Punkt sind die Meinungen geteilt usw. Ist das Wissen, ist das Können ? Ich will Licht, Klarheit, Wissen.’ Mir fällt dabei eine komische Szene ein, die ich nicht unerwähnt lassen darf. Professor **, der auch Physiologie vortrug, war ein tüchtiger, emsiger Arbeiter auf dem Felde dieser Wissenschaft. Mit wahrem Bienenfleiße sammelte und forschte er in allen Blumen, was aber das Resultat betrifft, ist er immer eine Drohne geblieben. Wie ein Schwamm hat er das beste, das klarste Wasser eingesaugt; drückt man ihn aber — ich will eben nicht sagen, daß es reines Quellwasser war, was er von sich gab. Hören Sie nun, was geschah. Lenau wurde einst geprüft; er hatte, wenn ich nicht irre, über das Blut zu sprechen. Im Verlaufe seiner Antwort nun äußerte er eine der kühnsten und gewagtesten Hypothesen, die so abenteuerlich fremd klang, daß der Professor hastig ausrief: ‚Wo haben Sie das her, Herr von Strehlenau ? ‘‚Das haben Sie uns ja selbst diktiert, Herr Professor! ‘gab Lenau ruhig Bescheid. ‚So? ‘meinte der Professor. Darauf wurde Niembsch selbständig kühn; er sprach nun eine andere Hypothese aus, die in keinem andern Buche als in seinem Gehirne stand, aber — kolossal gewagt und abstrakt war, daß sie schon im Aussprechen in sich selbst zerfiel. Der Professor wagte es aber nicht mehr, nach ihrem Urheber sich zu erkundigen. Lenau hat nur die drei ersten theoretischen Jahre der Medizin in Wien gehört; er soll später die Heidelberger Klinik besucht haben.. “ Der Professor war Czermak.

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  5. Der große Anatom hat eine köstliche Schilderung Mayers hinterlassen

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  6. Ludwig Türck (1810 bis 1868), der Begründer der Laryngo-logie und verdiente Neurologe.

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  7. Ludwig Jeitteles, später Professor der allgemeinen Pathologie an der chirurgischen Lehranstalt in Olmütz, hatte, wie Hyrtl erzählt, „in dem letzten Lebensjahr Mayers von Baron Stifft die Prosektorstelle als Patengeschenk erhalten, er konvertierte sich 1825, während Dom. Bastler, welcher seinen Anspruch auf diese Stelle mit dem Anerbieten unterstützte, eine kleine, niedliche, von ihm selbst zusammengerichtete anatomische Sammlung der Universität zu überlassen, unberücksichtigt blieb. Jeitteles supplierte auch seinen Prinzipal.“ Andreas Ludwig Jeitteles entstammte einer Familie, in welcher sich wissenschaftliches und künstlerisches Streben seit anderthalb Jahrhunderten forterbte, er zeigte schon früh poetisches Talent, auch zeichnete er sich namentlich als Lyriker aus. (Pseudonym: Justus Frey.) 1874 veröffentlicht er eine Sammlung seiner an den verschiedensten Stellen an das Licht getretenen Gedichte.

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  8. Auch Hyrtl kann nicht umhin, die Gutmütigkeit Mayers anzuerkennen. „Als ich einst“, erzählt er, „ein von mir verfertigtes Präparat über das Gehörlabyrinth in die Vorlesung mitbrachte, nahm er es mir aus der Hand, betrachtete es schweigsam und gab es mir mit den Worten zurück: aus dir kann einmal ein guter Prosektor werden. Ich hatte eine Kindesleiche nach Hause getragen, um meinen ersten Injektionsversuch zu machen. Ich setzte sie, da meine Kammer nicht heizbar war, in einem Küchentopf in den Ofen, wo meine Mutter das Mittagmahl kochte. Als Zeit zum Anrichten war, ergriff sie das Unrechte Geschirr, aus welchem ihr ein hartgesottenes Menschengesicht entgegenstarrte. Ein Schrei, eine Ohnmacht folgte. Topf und Kind lagen auf dem Boden. Ich raffte letzteres auf, um es unter meinem Mantel (es war Winterszeit) eiligst und bestürzt in die Universität zurückzutragen. Auf der Schlagbrücke angelangt, tat ich auf dem Glatteise einen schweren Fall. Ein Polizeimann half mir auf und entdeckte, als der Wind den Mantel lüftete, meine heimliche Bürde. Festgenommen, auf das Kommissariat geschleppt und einstweilen in festen Gewahrsam gesteckt. Gegen Abend Verhör. Verteidigung als wahrscheinlich angenommen, aber Unschuld am Kindesmord nicht hinlänglich bewiesen. Ich berief mich auf den Anatomiediener Kasper, bei welchem ich das Corpus delicti um 2 fl. gekauft. Unter Bedeckung zweier „Vertrauter“ zu ihm geführt. Kasper total betrunken. Hierauf zu Prof. Mayer, welcher eben mit der Anatomie des zweiten steirischen Kapauns beschäftigt war. Dieser erkannte an dem „roten Bandl“ der Nabelschnur, daß das Kind aus dem Findelhaus stammte, hält mir eine kurze Verteidigungsrede und lange Strafpredigt in geeigneter Weise, lud mich und die beiden Alguazils zum Nachtmahl ein, und so wurde aus dem vielbewegten Tage noch ein fröhlicher Abend.“

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  9. Vergl. Seite 65. Er wurde 1834 wegen seines hohen Alters pensioniert.

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  10. Ganz Ähnliches erzählt auch der Anonymus in Baldingers Neuem Magazin für Ärzte, 14. Bd., 6. St., Seite 491, von der Unterrichts-und Prüfungsweise des älteren Jacquin.

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  11. Diese Zustände entsprangen den allgemeinen Zeitverhältnissen und wurzelten in dem Unterrichtssystem des allmächtigen Leibarztes Stifft. „Es war dies“, sagt Gräfin Lulu Thürheim, „ein sehr verklausuliertes Unterrichtssystem, das der Forschung aller Klassen ein gebieterisches ‚non plus ultra ‘und der höheren Intelligenz ein unübersteigliches Hindernis entgegensetzte, die geistige Regsamkeit gleichsam nivellierte, sie auf die Stufe der Mittelmäßigkeit herabdrückte und ihr nur in der Knechtschaft Bewegungsfreiheit ließ. Dies hieß ein Geschlecht von Schafen erzeugen… Mehr als zwei Generationen wurden so erzogen und ich habe die Folgen selbst gesehen. In der Aristokratie hatte Unwissenheit und ein Ekel vor wissenschaftlicher Bildung der früheren Schöngeistigkeit Platz gemacht, der Materialismus vertrat die Begeisterung, Vergnügungssucht und Trägheit die edlen Gefühle. In den unteren Klassen verhinderte ein kriecherischer, schwerfälliger Geist jede höhere Regung, die Energie wurde von der ‚Form ‘unterbunden und überall bildete ein bequemes ‚laisser faire et laisser aller ‘den Grundzug dieses gemütlichen status quo…“ (Gräfin Lulu Thürheim, Mein Leben. Erinnerungen aus Österreichs Großer Welt. 1788–1819. In deutscher Übersetzung herausgegeben von René van Rhyn. Denkwürdigkeiten aus Altösterreich, VII, München 1913, pag. 109).

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  12. Schönholz fällt allerdings in seinen „Traditionen“ II, Seite 180 bis 181, ein Urteil über Hartmann, das auch gewisse Berücksichtigung verdient. Er sagt: „Die populäre Wissenschaft fand nur noch in Hartmann einen Vertreter, aber kaum Gehör beim großen Publikum. Seine „Glückseligkeitslehre“, darin der liebenswürdige Mann den Kaffee bekämpfte, obgleich er selbst nur den stärksten trank, erreichte nicht entfernt die Verbreitung, wie einst in einer besseren Bildungsphase Hufelands Makrobiotik. Sein „Geist des Menschen“, womit er Gall widerlegte, blieb im Erfolg hinter der Schädellehre zurück… Abgesehen von dem inneren Werte der Schrift, welche ein System der „Physiologie des Denkens“ aufstellen sollte — auch abgesehen von dem Mißgriff, dies System auf Kants Kategorien zu bauen — erschien im Lichte seiner Zeit jenes, wiewohl harmlose Buch fast wie eine Tat, und ein kleiner Kreis höher Gebildeter pries darob sogar die erleuchtete Furchtlosigkeit des Meisters. Allerdings hatte kurz vorher erst der Kaiser den Professoren zugerufen: Halten Sie sich an das Positive! Ehren Sie das Alte! Das Alte ist gut. Ich will keine Grübeleien!

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  13. Philipp Karl Hartmann, seit 1811 Professor der allgemeinen Pathologie und Therapie, hat das Verdienst, den Ausschreitungen der „Erregungstheorie“und Naturphilosophie mit gründlichster Kritik entgegengetreten zu sein; er hat den zu seiner Zeit oft verkannten Wert erfahrungsmäßigen Erkennens betont, ohne dabei die Bedeutung der Philosophie für eine synthetische Bearbeitung zu vernachlässigen. Nach Raimann wurde Hartmann provisorisch der klinische Unterricht übertragen, doch raffte ihn, nachdem er die Klinik kaum ein Semester geleitet hatte, der Tod (1830) dahin — sehr zum Schaden der Schule

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Frankls, L.A. (1921). „Erinnerungen“. In: Die Wiener Medizinische Schule im Vormärz. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-5705-3_8

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