Zusammenfassung
Die Netzwerkanalyse erlaubt es, zusammengesetzte und intern strukturierte Einheiten mit ihren emergenten, „systemischen“ Eigenschaften zu beschreiben. Diese ergeben sich aus dem Beziehungsmuster der Elemente. Hieraus entsteht im Vergleich zur individuenorientierten, atomistischen Umfrageforschung eine Komplizierung. Es werden nämlich Daten im Hinblick auf verschiedene Analyseebenen untersucht. Hierbei gibt es nicht durchgängig ein und denselben Merkmalsträger — wie sonst das Individuum — sondern mehrere. Es gibt auch nicht nur eine Merkmalsart — in der Umfrageforschung herrschen die sogenannten absoluten Merkmale vor — sondern ebenfalls mehrere, die sich auch auf größere Einheiten als Individuen beziehen. Und es gibt Beziehungen zwischen den Merkmalen von Merkmalsträgern auf verschiedenen Ebenen.
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Literatur
Die Notwendigkeit der Verbindung von Netzwerkdaten mit anderen Datentypen wird auch von Hummell und Sodeur (1992) vertreten. Scott ( 1991: 2ff) betont dagegen die Unterschiede zwischen der Netzwerkanalyse von relationalen Daten und der „Variablenanalyse“ von Attributdaten. Zwar gebe es auch in der Netzwerkanalyse statistische, zählende Verfahren. Sie sei aber eher auf qualitative Eigenschaften von Netzwerkstrukturen orientiert. Eine Integration beider Positionen ist jedoch unschwer möglich. Die qualitativen Struktureingeschaften erwachsen aus einer Analyse der Beziehungen zwischen den Netzwerkelementen. Als nominalskalierte Merkmale können sie anschließend in eine multivariate Analyse der Beziehungen zwischen Variablen eingehen. Entscheidend für die Vermeidung des Vorwurfs der bloßen „Variablensoziologie” (Esser 1987) ist es, daß die Beschränkung auf die Analyseebene des Individuums überwunden wird, und Beziehungen zu Merkmalen höherer Ebenen hergestellt werden (z.B. von Gruppen, Organisationen, Gemeinden, Gesellschaften).
Knoten von Netzwerken müssen nicht notwendig Akteure sein. Es können auch Ereignisse oder Objekte sein. In sogenannten bipartiten Netzwerken werden die Beziehungen zwischen verschiedenen Knotentypen abgebildet, z.B. zwischen Akteur-knoten und Ereignisknoten (vgl. Homan’s Analyse der Frauen von Old City in Kapitel 2.2.2). Aus solchen bipartiten Netzwerken kann man sowohl reine Akteurnetzwerke konstruieren als auch reine Ereignis-oder Objektnetzwerke. Ereignisse oder Objekte sind dann dadurch verbunden, daß sich die gleichen Akteure für sie interessieren. Akteure sind dadurch verbunden, daß sie am gleichen Ereignis teilgenommen haben oder sich für das gleiche Objekt interessieren.
Sobald man mit Netzwerkdaten rechnet, ist diese Abgrenzung unerläßlich. In der Interpretation der Daten ist dann aber dennoch häufig wieder von “Netzwerk” auch dann die Rede, wenn eigentlich mehrere Relationen für den gleichen Akteurset untersucht worden sind.
Der Ausdruck n über k ist als ein Faktor in der Gleichung zur Binomialverteilung bekannt. 1 n) berechnet sich als Der Ausdruck n! (sprich n Fakultät) ist das Produkt n*(n-1)*(n-r2)*(n-3)*…* 3*2*1. Entsprechend wird k! und (n-k)! be-rechnet. Der Ausdruck I k I gibt an, wieviele Möglichkeiten es gibt, aus einer Gesamtzahl von n verschiedenen Elementen k Elemente (n>k) auszuwählen, wobei die Reihenfolge der k Elemente nicht beachtet wird (Zahl der Kombinationen).
Ein Zyklus ist ein Pfad in einem Graph, der an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt. Wenn A den B wählt, und B den C, so wählt C in einem Zyklus den A. struktureller Balance ist das Interesse an Reziprozität, Transitivität und hierarchischer Gruppierbarkeit in gerichteten Netzwerken getreten. Transitivität ist eine Verallgemeinerung von struktureller Balance. In etwa dazwischen liegt das Konzept der hierarchischen Gruppierbarkeit.
Triaden sind in unterschiedlichem Maße „transitiv“. Das hat seine Ursache darin, daß jede Triade sechs verschiedene sogenannte Tripletts enthält. Das sind die sechs Arten, in denen man die Akteure A, B und C in unterschiedlicher Reihenfolge gruppieren kann (ABC, ACB, BAC, BCA, CAB, CBA). Wenn auch nur eines der Tripletts intransitiv ist, so gilt die Triade insgesamt als intransitiv. Neben den explizit transitiven Tripletts, gibt es solche, die zwar nicht das Strukturbild der Transitivität zeigen, ihm aber auch nicht direkt widersprechen. Das ist dann der Fall, wenn die Voraussetzungen der Transitivität (Pfad von A nach B, und von B nach C) nicht vorliegen, also insbesondere dann, wenn viele Pfade nicht vorhanden sind. Triaden, in denen zwar nicht alle Reihenfolgen überprüfbar sind, in denen aber kein explizit intransitives Triplett vorkommt, heißen „leer transitiv”. Es gibt aber auch gemischte Triaden mit transitiven und intransitiven Tripletts, z.B. der Strukturtyp 210 (siehe Abbildung 3.2). Numeriert man die Knoten unten links mit A, unten rechts mit B und oben mit C, und geht die möglichen Reihenfolgen (s.o.) durch so ergibt sich: (1) A wählt B; B wählt C und A wählt C, also transitives Triplett. (2) A wählt C, C wählt B und A wählt B, also transitiv. (3) B wählt A, A wählt C und B wählt C, also transitiv. (4) B wählt C, aber C wählt nicht A: keine Aussage über Transitivität möglich. (5) C wählt nicht A, A wählt B, keine Aussage möglich. (6) C wählt B und B wählt A, aber C wählt A nicht, also intransitiv.
Im Rahmen dieser Einführung kann auf diese stark mathematisch orientierte Forschungstradition nicht weiter eingegangen werden. Für ein weiteres Studium dieser Forschungsrichtung wird auf das ausführliche Lehrbuch von Wasserman und Faust (1994: Kapitel 6 und Part V) sowie auf die Beiträge von Hummell und Sodeur in Pappi (1987) verwiesen
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Jansen, D. (1999). Merkmalsträger, Merkmale und Analyseebenen. In: Einführung in die Netzwerkanalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09873-7_3
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