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Krankheiten durch äußere physikalische Ursachen

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Lehrbuch der Inneren Medizin
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Zusammenfassung

Der Taucher muß, um ein Gasgemisch zur Atmung zur Verfügung zu haben, das Gas unter hohem Druck atmen, entweder muß der Taucherhelm immer einen Überdruck haben, der proportional mit der erreichten Wassertiefe steigen muß, für je 10 m Tiefe bekanntlich um eine Atmosphäre, oder es muß Helm mit Tauchanzug eine Gashülle um den Taucher bilden, aus der er atmet und die auch unter dem hohen Druck stehen muß. Daß das Atmen unter solchem Druck anstrengend und daß Arbeit unter diesen Bedingungen schwer ist und rasch ermüdet, versteht sich. Man läßt den Taucher meist auch nur für kurze Zeit unter Wasser. In Caissons sind die Drucke weniger hoch, selten mehr als vier Atmosphären. Die Caissonkrankheit tritt auf — gleiches gilt für den Taucher —, wenn der Betreffende in den Normaldruck zurückkehrt. Schmerzen, hauptsächlich in den Gelenken, und Lähmungen sind die wichtigsten Symptome. Diese Druckentlastungskrankheiten beruhen darauf, daß die Gewebe im Überdruck mit Stickstoff übersättigt wurden und daß der Stickstoff beim niederen Druck in Gasblasenform frei wird. Während des Aufenthaltes im Überdruck (im Taucheranzug oder im Caisson) muß das Gewebe Stickstoff aus dem Blut absorbieren. Hierbei hängt die Menge des absorbierten Gases ab 1. von der Höhe des Druckes, 2. von der Expositionszeit, nach eineinhalb Stunden sind die Gewebe im Verhältnis zum gegebenen Druck maximal mit N gesättigt und 3. von der körperlichen Arbeit. Muskelarbeit erhöht die Geschwindigkeit der Absorption. Bei Druckabfall muß sich zwischen Gewebe und atmosphärischer Luft wieder ein Gleichgewicht herstellen. Ist die Entschleusung sehr langsam, so kann das Blut die N-Bläschen durch die Lunge abatmen, ist sie zu rasch, so sammeln sich Blasen im Gewebe an und verursachen kleine Luftembolien, sie können das Gewebe auch unmittelbar schädigen, besonders im Zentralnervensystem. Die Gewebe können 35mal so viel N halten als das Blut; die freiwerdende Menge kann im Augenblick also sehr groß sein, sie kann sogar ein Hautemphysem hervorrufen, das Abdomen wird stark anschwellen und gebläht sein. Das Risiko, daß schwere Schäden zustande kommen, ist also um so größer je höher der Druck ist, je länger die Arbeitsschicht dauert und je kürzer die Entschleusungszeit währt. Der Schaden gerade am Zentralnervensystem ist schwer und verständlich, weil Hirn und Rückenmark in hermetisch abgeschlossenen Höhlen liegen und die Zirkulation im Rückenmark relativ langsam ist. Der Unterschied zwischen Stickstoff und Sauerstoff liegt darin, daß Sauerstoff verbraucht, Stickstoff hingegen einfach physikalisch gebunden wird. Die Gefahr für das Zentralnervensystem ist auch deshalb besonders groß, weil nicht alle Gewebe gleichmäßig Stickstoff absorbieren und weil Fettgewebe, und zwar menschliches Fett, aber ebenso auch Lipoid des Zentralnervensystems besonders viel Stickstoff absorbieren. Die Kapillarembolie in der Haut führt zu lokaler Stase der Zirkulation, zu tiefblauschwarzer Verfärbung, zu einer starken blauen Marmorierung. Die weiße Substanz des Dorsalmarkes absorbiert viel N, bei Dekompression stehen den N-Blasen keine ausreichenden Gefäße zum Abtransport zur Verfügung. Und so können Paraplegie, Blasen-, Mastdarmstörungen, spinale Erkrankungen differenter Ausdehnung und Lokalisation, aber auch zentrale Lähmungserscheinungen auftreten. Apoplektische Insulte, psychische Störungen, Todesfälle wurden beobachtet. Manchmal gehen auch schwere Lähmungen rasch zurück.

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© 1951 Springer-Verlag Wien

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Lauda, E. (1951). Krankheiten durch äußere physikalische Ursachen. In: Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-38027-7_8

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