Zusammenfassung
Ausgegangen wird von Beckers117 Theorie der Haushaltsproduktion, nach der der Haushalt Güter und vor allem Dienstleistungen produziert, die in der Regel nicht auf dem Markt absetzbar sind. Diese Theorie wurde von Grossman erstmals auf die Gesundheit übertragen, da diese nur vom Individuum selbst produziert werden kann. Er analysiert damit die Nachfrage des Individuums nach Gesundheitskapital und daraus abgeleitet die nach Gesundheitsinvestitionen sowie nach medizinischen Leistungen. Für die Gesundheitsinvestitionen besitzt das Individuum eine Produktionsfunktion, in der auch die Zeit als Produktionsfaktor berücksichtigt wird. Folglich gehen in das Entscheidungskalkül des Individuums nicht nur der Preis der Medizinleistung, sondern auch die Zeitkosten für die Nachfrage nach Medizinleistungen mit ein. Das Gesundheitskapital wird bei ihm aus zwei Gründen nachgefragt. Erstens als Konsumgut, da Gesundheitszeit mit einer Nutzensteigerung verbunden ist. Zweitens als Investitionsgut; es bestimmt die dem Individuum insgesamt zur Verfügung stehende Zeit für Markt- und Nichtmarktaktivitäten (Freizeit).118 Marktaktivitäten führen zu Geldeinkünften, während Nichtmarktaktivitäten der Erzeugung von nichtmarktfähigen Gütern dienen. Dahinter steht der Unterschied zwischen käuflichen Gütern (goods) und die vom Individuum durch den Verbrauch von käuflichen Gütern und Zeit selbst produzierten Gütern (commodities). In diesem Sinne ist Gesundheit ein commodity und medizinische Leistungen sind goods. Da die Markt- und Nichtmarktzeit relevant sind, hat auch ein nicht berufstätiges Individuum einen Anreiz, in seine Gesundheit zu investieren.119 Das Individuum bestimmt entsprechend seinen Ressourcen und Inputpreisen die Höhe der Gesundheitsinvestitionen und damit seinen Gesundheitskapitalstock endogen. Folglich wählt das Individuum die Lebensdauer, deren absoluter Wert abhängig ist von der Ausgangsausstattung an Gesundheitskapital, der ererbt ist, von der Abschreibungsrate, welche sich aus dem biologischen Alterungsprozeß ergibt und den getätigten Gesundheitsinvestitionen.120
Ein einfaches Einperiodenmodell der Nachfrage nach Gesundheitskapital wurde von Wagstaff, A. entwickelt, indem er den Einfluß einer Einkommenssenkung auf das Gesundheitskapital zeigt.
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Siegenführ, T. (1993). Grossmans Modell der Gesundheitsnachfrage. In: Optimale Gesundheitsinvestitionen in das Humankapital. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 85. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12645-5_5
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Publisher Name: Physica, Heidelberg
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