Zusammenfassung
Etwa 5% der Kinder, die beim Kinderpsychiater vorgestellt werden, weisen Schulverweigerungsverhalten, verbunden mit Ängstlichkeit und Verzweifeltsein, auf. Die Bezeichnung „Schulverweigerung“ ist passender als die Bezeichnung „Schulphobie“, denn die Weigerung, zur Schule zu gehen, hängt oft mehr damit zusammen, daß die Kinder es nicht wagen oder sich schwer damit tun, von zu Hause wegzugehen. Es ist weniger die Furcht vor der Schule oder bestimmten Lehrern. Es ist wichtig zu bedenken, daß Schulverweigerung keine psychiatrische Diagnose darstellt. Vielmehr ist sie das Bild einer Klage, hinter der eine ganze Breite von Problemen stecken kann, die sowohl das Kind, die Familie oder das Schulsystem als ganzes betreffen können. Es ist also wichtig zu bemerken, daß Schulverweigerung auch damit zusammenhängt, daß wir in einer Gesellschaft leben, die einen besonders hohen Wert auf Schulbesuch legt und dies zur Pflicht macht. Andererseits gibt es keine Verwaltungs- oder psychiatrische Kategorie, die man „Einkaufsverweigerung“ oder „Geschirrspülverweigerung“ oder „Zimmerputzverweigerung“ nennen könnte, obwohl so etwas kreiert werden könnte, wenn man von Kindern pflichtmäßig erwarten würde, daß sie diese Verrichtungen genauso wahrnehmen sollten wie den Schulbesuch. Gleichwohl wäre bei innerhäuslichen Verrichtungen das Problem vielleicht nicht so gravierend wie es bei der Schulverweigerung ist, die einmal in die Nähe eines gestörten Sozialverhaltens, aber auch in die Nähe einer trennungsängstlich bestimmten Verhaltensweise gerückt werden kann.
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Übersichten zum Thema
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Goodman, R., Scott, S., Rothenberger, A. (2000). Schulverweigerung. In: Kinderpsychiatrie kompakt. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12144-3_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-12144-3_9
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