Zusammenfassung
Eltern können mitunter Hyperaktivität als Bezeichnung für verschiedenste Arten von Verhalten benutzen (z. B. häufiges nächtliches Erwachen, extraversives Verhalten, Ungezogenheit, Dominanzstreben). Kinderpsychiater benutzen den Begriff Hyperaktivität in eingegrenzter Form, indem sie Begriffe wie allgemeine motorische Unruhe und Unaufmerksamkeit (und manchmal mangelnde Impulskontrolle/erhöhte Impulsivität) damit verbinden. In der allgemeinen Bevölkerung gibt es ein Kontinuum von Aufmerksamkeit und Aktivität. Hyperaktivität wird manchmal in einem dimensionalen Sinn benutzt, um auf das Kontinuum als ganzes zu sehen. Manchmal wird Hyperaktivität auch in einem kategorialen Sinne angesprochen, um solche Individuen zu charakterisieren, die extreme Werte in diesem Bereich aufweisen. Selbst wenn man sich für den kategorialen Weg entscheidet, um Diagnosen zu stellen, so ist die Grenzlinie zwischen Normalität und auffälliger Hyperaktivität mitunter verschieden gezogen worden und abhängig von geographischen Bereichen und diagnostischen Schemata. In Großbritannien hat man traditionellerweise sehr eng gefaßte Kriterien für „Hyperkinese“ genommen, woraus die Diagnosestellung einer schweren Störung resultierte, die nur 0,1% der Kinder betrifft. Unter DSM-III hatten aber die Nordamerikaner viel breitere Kriterien benutzt, um „Attention-Deficit Disorder with Hyperactivity (ADDH)“ zu charakterisieren. Dadurch wurde insgesamt eine weniger ausgeprägte Störung erfaßt, die ungefähr 10% aller Kinder betrifft. In jüngster Zeit wurde durch verschiedene empirische Untersuchungen bestätigt, daß es eine kategoriale Zuordnung zwischen diesen beiden Extremen zu geben scheint. Diese Befunde haben die Definitionen von ICD-10 und DSM-IV geleitet, die sich mittlerweile sehr ähnlich darstellen, obwohl die Bezeichnungen als hyperkinetische Störung (ICD-10) und Attention-Deficit Hyperactivity Disorder (DSM-IV) sich noch verschieden anhören.
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Übersichten zum Thema
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Weitere Leseempfehlungen
Döpfner M, Schürmann S, Frölich J (1997) THOP — Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten. Beltz, Weinheim.
Döpfner M, Schürmann S, Lehmkuhl G (1999) Wackelpeter und Trotzkopf. Hilfen bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten. Beltz, Weinheim (Dieser Text ist auch für interessierte Laien/Betroffene geeignet)
Rothenberger A (1995) Electrical brain activity in children with hyperkinetic syndrome: evidence of frontal cortical dysfunction. In: Sergeant J (ed) Eunethydis — European approaches to hyperkinetic disorder. Trümpi, Zürich, pp 255-270.
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Goodman, R., Scott, S., Rothenberger, A. (2000). Hyperaktivität. In: Kinderpsychiatrie kompakt. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12144-3_6
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