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Zusammenfassung

Klassifikation sollte in erster Linie eine Hilfe zur Kommunikation unter Fachleuten sowie für die Forschung darstellen und nicht eine Ausbildungsübung zum reinen Selbstzweck. Die klassifikatorische Zuordnung der psychiatrischen Störung eines Kindes oder Jugendlichen sollte mehr sein als nur „dem Ding einen Namen geben“. Sie sollte vielmehr hilfreiche Hinweise geben, um folgendes besser zu verstehen: Ätiologie, pathophysiologieassoziierte Probleme (um damit auf weitere Untersuchungen und Befragungen hinzuweisen), Wahl der Behandlung und Prognose. Im besten Fall wäre die Klassifikation für all diese Zwecke nützlich. In der Praxis ist dies allerdings nicht immer der Fall. So werden Schizophrenie und schizotypische Persönlichkeitsstörung am besten getrennt klassifiziert, wenn man dies mit Blick auf die Behandlung sieht. Von der Perspektive des genetischen Hintergrundes allerdings wäre eine kombinierte Kategorie „Schizophrenie-Spektrumstörung“ für beide durchaus sinnvoll. Wie entscheiden wir, ob ein diagnostisches Schema der Natur folgt oder künstliche Unterteilungen darstellt, ob es die Grenzen an den Stellen setzt, wo sie natürlicherweise hingehören oder ob hier blind irgendwo Unterteilungen festgesetzt werden? Eine diagnostische Kategorie ist nur dann sinnvoll, wenn Personen mit einer entsprechenden Diagnose sich deutlich von Personen mit anderen Diagnosen unterscheiden. Dieser Unterschied muß klar über die Charakteristika hinausgehen, die zur Definition der diagnostischen Gruppe benutzt wurden. So ist im Falle der Diagnose „Störung des Sozialverhaltens“ wichtig zu wissen, daß sich diese Kinder von Kindern mit anderen psychiatrischen Störungen nicht nur dadurch unterscheiden, daß sie mehr Verhaltensprobleme haben (dies ist einfach eine Konsequenz der benutzten Definition), sondern sich auch sonst von diesen Kindern unterscheiden (zum Beispiel im Geschlechtsverhältnis, Alter bei Beginn der Störung, sozioökonomischem Status, schulischen Problemen oder biologischen Markern). Weiterhin sollten zumindest einige der wichtigen Merkmale, die Kinder mit verschiedenen Diagnosen unterscheiden, klinisch relevant sein. Wenn zum Beispiel Kinder aus zwei verschiedenen Diagnosezuordnungen sich darüber hinaus nur hinsichtlich ihres Geschlechtsverhältnisses und ihres sozioökonomischen Status unterscheiden, sollte man diese beiden Diagnosen eher zu einer Kategorie zusammenführen als sie getrennt belassen. Demographische Variablen sind sicherlich bei der Untersuchung von Diagnosegruppen wichtig, aber die Unterschiede zwischen diagnostischen Gruppen sollten mehr Relevanz im Hinblick auf Ätiologie, pathophysiologieassoziierte Probleme, Ansprechen auf Behandlung oder Prognose haben.

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Übersichten zum Thema

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Goodman, R., Scott, S., Rothenberger, A. (2000). Klassifikation. In: Kinderpsychiatrie kompakt. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-12144-3_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-12144-3_2

  • Publisher Name: Steinkopff, Heidelberg

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  • Online ISBN: 978-3-662-12144-3

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