Zusammenfassung
Viele Coachingausbildungen und Coaches sind interventions- und toolorientiert. Aber ohne eine Metatheorie, welche den Erkenntnis- und Handlungsrahmen liefert, lassen sich die ungezählten Tools und Vorgehensweisen, die sich am Markt etabliert haben, nicht fundiert einsetzen. Notwendige persönliche Voraussetzung beim Coach für den Gebrauch von Tools ist darüber hinaus eine reflektierte Selbsterfahrung, die mehr ist, als die Tools an sich selbst auszuprobieren, nämlich insbesondere der Umgang mit eigenen emotionalen Reaktionen. Zu der Frage, was in psychologisch orientierten Beratungsgesprächen Veränderung bewirkt, werden mit Bezug auf den Psychotherapieforscher Grawe acht Faktoren dargestellt und erläutert.
Du scheinst nicht zu wissen, daß ein jeder, welcher im Gespräch ins Umfeld von Sokrates kommt und sich mit ihm in einen Dialog begibt, genötigt ist, selbst wenn er damit beginnt, sich über etwas Beliebiges zu unterhalten, von diesem unaufhörlich in seinem Reden hin- und hergewendet zu werden, bis er schließlich nicht anders kann, als über sich selbst Rechenschaft abzulegen, auf welche Weise er bis heute lebt und auf welche Weise er sein bisheriges Leben gelebt hat.
(Lysimachos im Dialog „Laches“ von Platon)
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Notes
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„Alle Inhalte des impliziten Gedächtnisses und damit die Grundlagen des Großteils unbewusster Prozesse können also nur prozessual aktiviert und reaktiviert werden, aber nicht über inhaltliche Thematisierung. Dieser Sachverhalt erscheint mir für die Psychotherapie von allerhöchster Relevanz. Für die Reaktivierung ist die Herstellung einer möglichst ähnlichen Reizsituation wie der, unter denen diese Gedächtnisinhalte ursprünglich erworben wurden, erforderlich. Darüber reden gibt keinen Zugriff auf diese Prozesse“ (Grawe 2000, S. 240). „Gespräche über Erleben und Verhalten, ohne dass dieses gerade prozessual stattfindet, können nützlich sein, um… Veränderungen vorzubereiten, aber die Veränderung realisiert sich im Moment des aktuellen Erlebens. Diese Annahme wird durch viele Forschungsergebnisse erhärtet…. In der experimentellen Wirksamkeitsforschung haben solche Vorgehensweisen besonders gut abgeschnitten, bei denen ausdrücklich das unmittelbare Erleben der behandelten Probleme gefördert wird“ (S. 94).
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Hierzu Grawe (2004): „Emotionen sind enger mit dem impliziten-analogen-nonverbalen Funktionsmodus verbunden als mit dem konzeptuell-verbal- analytischen. … Im Gespräch sind beide Funktionsweisen aktiviert, aber die Aufmerksamkeit der Gesprächspartner liegt meist auf dem Gesprächsinhalt, ist also durch den konzeptuell-verbalen Funktionsmodus gebunden. Für die herbeizuführenden Veränderungen ist aber der andere, der implizit-nonverbal-analoge Funktionsmodus wegen seiner engen Assoziation mit den Emotionen der relevantere. Ein Therapeut (und ein Coach! K.E.) muss also vor allem lernen, seine Aufmerksamkeit auf diejenigen Prozesse zu richten, die in diesem implizit-nonverbal-analogen Funktionsmodus ablaufen“ (S. 308).
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Eidenschink, K. (2015). Selbstkenntnis und Metatheorie. Anmerkungen zu den essentiellen Voraussetzungen für einen professionellen Einsatz von Tools im Coaching. In: Schreyögg, A., Schmidt-Lellek, C. (eds) Die Professionalisierung von Coaching. Coaching und Supervision. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08172-0_14
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