Zusammenfassung
In der psychiatrischen Wissenschaft ist seit einigen Jahren eine Diskussion über Grundfragen in Gang gekommen. Überkommene Auffassungen werden in Frage gestellt, gerade auch Auffassungen, die sich die heute tätige Ärztegeneration im Laufe ihres Studiums angeeignet hatte. So scheint es wertvoll und es ist auch keineswegs wegen mangelnder psychiatrischer Grundkenntnisse unmöglich, auch den nicht psychiatrischen Ärzten in die Fragen, um die es in dieser Diskussion geht, Einblick zu gewähren. Wertvoll scheint eine solche Darstellung auch aus dem Grunde, weil bei der vorliegenden Erörterung Probleme von allgemein-medizinischer Bedeutung, gerade auch für sog. psychosomatische Betrachtungsweisen berührt werden. Man spricht, um den neuen Standort zu kennzeichnen, von einer anthropologischen Psychologie und Psychopathologie. Man meint damit, daß der sich anbahnende Wandel der Auffassung nicht zurückzuführen ist auf eine weitere Differenzierung der bisher gültigen Grundansichten vom Menschen, sondern daß diese Grundansichten selbst, das Bild vom Menschen, eben die Anthropologie, sich ändert und daß sich daraus Folgen für die Betrachtung psychopathologischer und psychiatrischer Probleme ergeben. Von besonderer Bedeutung scheint dieser Wandel zunächst für die Auffassung vom Wesen der sog. endogenen Psychosen, somit auch für das Schizophrenieproblem. Am Leitfaden nosologischer Hypothesen soll in den nachfolgenden Ausführungen dem Verständnis des Nichtpsychiaters nahegebracht werden, wie sich der Auffassungswandel auf diese Probleme auswirkt.
Aus der Nervenklinik der Stadt und Universität Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. J. Zutt). — Klin. Wschir., 1956, S. 679.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literature
Häfner: Ref. Nervenarzt 26, 408 (1955).
Zutt: Die Innere Haltung. Mschr. 73, 52 (1929) und diese Sammlung S. 1. Der aesthetische Erlebnisbereich und seine krankhaften Abwandlungen. Nervenarzt 23, 163 (1952) und diese Sammlung S. 298. Über Daseinsordnungen. Ihre Bedeutung für die Psychiatrie. Nervenarzt 24, 177 (1953) und diese Sammlung S. 310. Der Lebensweg als Bild der Geschichtlichkeit. Über Krisen auf dem Lebensweg. Nervenarzt 25, 425 (1954) und diese Sammlung S. 352. Vom aesthetischen im Unterschied zum affektiven Erlebnisbereich. Wien. Z. Nervenheilk. 10, H. 3/4 (1955) und diese Sammlung S. 330.
Kulenkampff: Über Wahnwahrnehmungen. Nervenarzt 24, 326 (1953). Über den Vergiftungswahn. Nervenarzt 26, 1 (1955). — Entbergung, Entgrenzung, Überwältigung als Weisen des Standverlustes. Nervenarzt 26, 89 (1955). Erblicken und Erblicktwerden. Nervenarzt 27, 2 (1956).
Zutt: Die Innere Haltung. Mschr. 73, 52 (1929) und diese Sammlung S. 1.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1963 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Zutt, J. (1963). Das Schizophrenieproblem. Nosologische Hypothesen. In: Auf dem Wege zu Einer Anthropologischen Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85694-5_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-85694-5_18
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-85695-2
Online ISBN: 978-3-642-85694-5
eBook Packages: Springer Book Archive