Zusammenfassung
Im Rahmen einer Verlaufsstodie wurden in Ravensburg-Weißenau seit 1985 etwa 100 chronisch psychisch Kranke in Familienpflege gegeben und die Entwicklung ihrer sozialen Behinderung mit der von langzeithospitalisierten Patienten verglichen. Während im ersten Jahr systematische Verbesserungen der sozialen Behinderung beobachtet wurden, war über einen Zeitraum von zwei Jahren eine Überlegenheit gegenüber stationärer Behandlung nicht mehr nachweisbar. Wie sich zeigte, verläuft die Besserung von Patienten mit niedrigeren Behinderungswerten langsam, dafür aber kontinuierlich. Im Gegensatz dazu verbessert sich der Zustand psychisch schwer kranker Patienten zunächst besonders deutlich, um sich dann wieder zu verschlechtern. Welche Prozesse dafür verantwortlich sind, ist wegen der außerordentlichen Komplexität der Situation bei der Familienpflege noch nicht klar auszumachen. Vermutlich dürften aber Beziehungsmuster (diffus in der Familie, spezifisch in der Klinik) und die Bedeutung und Bewältigung der ständigen Grenzüberschreitungen sowohl seitens des Kranken als auch der Gastfamilie eine wichtige Rolle spielen.
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Schmidt-Michel, PO., Konrad, M. (1994). Forschungsansätze und Theoriebildung in der psychiatrischen Familienpflege. In: Reimer, F. (eds) Versorgungsstrukturen in der Psychiatrie. Tropon-Symposium, vol 9. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85147-6_10
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