„Paradigmenpluralismus“?

Zusammenfassung

Ein Arzt, der bei seinen Patienten zugunsten sog. alternativer Heilverfahren auf die Anwendung einer anerkannt wirksamen, u. U. lebensrettenden Therapie verzichtet, handelt fahrlässig oder gewissenlos und kann sich strafbar machen. Das ist rechtlich, auch standesrechtlich unbestritten und wird auch von den alternativ tätigen Ärzten akzeptiert; Grenzfälle und die damit verbundene Problematik sollen hier nicht erörtert werden. In diesem Sachverhalt kommt zum Ausdruck, daß unter ärztlichen wie rechtlichen Gesichtspunkten eine wirksame schulmedizi- nische Therapie stets Vorrang vor alternativen Verfahren hat. Umgekehrt sind für keine einzige alternative Heilmethode Wirkungen oder Erfolge nachgewiesen, die über das hinausgehen, was die wissenschaftliche Medizin vermag (oder auch nicht vermag). Die Überlegenheit des Paradigmas der wissenschaftlichen Medizin bei der Lösung praktischer medizinischer Probleme ist damit ärztlich und gesellschaftlich akzeptiert, ungeachtet aller - auch berechtigter - Kritik an seiner Umsetzung in alltägliches Handeln. Sachkenntnis, Gewissen und Rechtslage müssen daher den alternativen Arzt veranlassen, bei verschiedenen oder auch im Krankheitsverlauf beim gleichen Patienten das Paradigma zu wechseln oder nach mehreren Paradigmen gleichzeitig zu handeln - vorausgesetzt natürlich, er verfügt überhaupt über ein alternatives Paradigma, wie z. B. die Anthroposophen oder die Homöopathen.