Zusammenfassung
Die Kritik an der Schulmedizin entzündet sich einmal an der Art der Umsetzung ihrer Erkenntnisse in ärztliche Praxis. Stichworte sind hier: Verschreibung von Medikamenten statt ärztlicher Zuwendung, Apparatemedizin, Nichtbeachtung psychischer, sozialer Faktoren, Kommerzdenken, Arzneimittelskandale, Mißstände in psychiatrischen und anderen Kliniken und vieles andere. Ein Teil dieser Kritik ist berechtigt und wurde seit jeher auch und besonders von Schulmedizinern vorgetragen - ich erinnere an Bleuler. Sie berührt jedoch nicht das Paradigma der wissenschaftlichen Medizin; was die Medizin menschlich macht, ist die Humanität des Arztes, nicht das Paradigma, dem er anhängt. Was hier zutage tritt, ist Teilerscheinung des allgemeinen Phänomens, daß der Mensch offenbar nicht fähig ist, mit den Erkenntnissen der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technik vernünftig umzugehen, sie mit Verstand und Augenmaß, unter Einbeziehung ethischer und besonders im medizinischen Bereich, humanitärer Gesichtspunkte anzuwenden. Solcherart Kritik stellt das heutige Paradigma der wissenschaftlichen Medizin ebensowenig in Frage wie physikalische Theorien deshalb ungültig werden, weil sie dazu mißbraucht werden, Atombomben zu bauen.
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Bock, K.D. (1993). Andere Paradigmen?. In: Wissenschaftliche und alternative Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-78170-4_4
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