Zusammenfassung
Es ist leicht verständlich, daß Künstler bisweilen die welkende Blume auffrischen möchten und daß sie deshalb versuchen, eine schwindende Inspiration mit artifiziellen Mitteln neu zu beleben. Das Rezept des Schweizer Malers Johann Heinrich Füßli ist dabei noch harmlos — es heißt, er habe abends gerne rohes Fleisch gegessen, um hinterher phantastische Träume zu haben, die er dann in seinen sonderbaren Bildern wiedergeben konnte. Noch harmloser war das Mittel, dessen sich Schiller bedient hat - nämlich der Geruch von verfaulenden Äpfeln, der ihn in einen Zustand der Träumerei versetzte. Deshalb hielt er sich von solchen Äpfeln stets einen gewissen Vorrat in der Schublade seines Schreibpults. Gleichwohl reichte der offenbar nicht immer aus - Goethe jedenfalls sah sich imstande, jene Abschnitte identifizieren zu können, die Schiller gedichtet hatte, als er nicht mehr nüchtern war. Leider können wir Goethe nicht nach der Art der Veränderungen in Schillers Stil fragen; doch wir wissen heute, daß Alkohol nicht nur stimulierend und enthemmend wirkt, sondern auch den Charakter des Schaffens verändern und ihm phantastische oder schizophrene Züge hinzufügen kann.
Ich rufe Geister aus der wüsten Tiefe.
Eija, das kann ich auch, das kann ein jeder.
Doch kommen sie, wenn Ihr nach ihnen ruft?
Shakespeare: König Heinrich IV - Erster Teil III, 1
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Sandblom, P. (1990). Künstliche Stimulanzien der Kreativität. In: Kreativität und Krankheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74231-6_4
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