Zusammenfassung
In einem Brief an Oskar Pfister (vom 5. Juni 1910) schrieb Freud: „Im Allgemeinen meine ich wie Stekel, daß der Patient in der Abstinenz in unglücklicher Liebe gehalten werden soll, was natürlich nicht in vollem Ausmaße möglich ist“ (Freud & Pfister, 1963: 37f.). Freud gebraucht hier erstmals den Terminus Abstinenz; später führt er diese Art des Entzugs als wichtigen Aspekt der psychoanalytischen Behandlung weiter aus. Freud macht deutlich, daß der Hunger und das Verlangen eines Klienten nach Liebe unter keinen Umständen befriedigt werden dürfe, daß die Behandlung unter Abstinenz und Entzug durchgeführt werden müsse, um zu verhindern, daß sie mit einer „Flucht in die Gesundheit“ durch eine sogenannte Übertragungsheilung vorzeitig ende. Freuds Anhänger nahmen seine Empfehlung in bezug auf die libidinöse Befriedigung oft zu wörtlich, indem sie dem Patienten jegliche Befriedigung in der analytischen Situation verwehrten.
[Übers.: Erwin Bartosch, Christine Pawlowsky]
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Literatur
Bacal H (1985) Optimal responsiveness and the therapeutic process. In: Goldberg A (Ed), Progress in self psychology, vol. 1. New York, Guilford Press, pp 202–226
Freud S, Pfister O (1963) Sigmund Freud / Oskar Pfister. Briefe 1909–1939. Hg. von Freud EL, Meng H. Frankfurt/M., Fischer
Wolf ES (1976) Ambience and abstinence. The Annual of Psychoanalysis 4: 101–115
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Wolf, E.S. (2000). Abstinenz. In: Stumm, G., Pritz, A. (eds) Wörterbuch der Psychotherapie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-99131-2_6
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