In Kürze
Rituale bestimmen unseren Alltag und unseren Lebensablauf. Sie sind Ordnungsstrukturen des Zusammenlebens und der Kommunikation zwischen Menschen. Rituale können an Bedeutung verlieren, trotzdem benutzen wir sie weiter als Möglichkeiten der Gestaltung. Wir besinnen uns heute auf alte Rituale, um sie wieder mit Sinn zu füllen, oder kreieren neue, die wir individuell mit Bedeutung belegen können. Dabei ist es wenig hilfreich, Rituale aus uns fremden Kulturen zu übernehmen. Wirkungsvoll ist die Entwicklung von Ritualen, die individuell und/oder gesellschaftlich stimmig sind.
Forscher beobachten momentan einen Boom an Ritualen gerade in den modernen Gesellschaften. Sie »bilden sich mit atemberaubender Dynamik ständig neu, wie z. B. Lichterketten als Form der Anteilnahme, Begrüßungsrituale, Gewaltrituale am 1. Mai oder neue Bräuche wie Halloween« (Schollbach 2005).
Rituale haben etwas Geheimnisvolles, Vielschichtiges, Unergründbares. Rituale sprechen Gefühle an und geben Emotionen Ausdruck. Trauer ist die Emotion, durch die wir Abschied nehmen (Kast 1983). Übergangssituationen bringen immer einen Abschied mit sich und können durch Rituale besser bewältigt werden, z. B. durch das Ritual der Bestattung, wenn von einem geliebten (oder auch ungeliebten) Menschen Abschied genommen werden muss.
Symbole sind bei Ritualen immer von großer Bedeutung: Durch sie kann tiefer kommuniziert werden als über Worte. Symbole können z. B. Gegenstände, Musik, Düfte oder Bewegungen sein. Symbole sind »sichtbare Zeichen einer unsichtbaren ideellen Wirklichkeit«, also Zeichen mit einem sog. »Bedeutungsüberschuss« (Kast 1996).
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Literatur
Alsheimer M (1996) Didaktische Materialien für Alten-/Krankenpflege und Hospizarbeit. Kontakt: Martin Alsheimer, Bulburg 11, 86633 Neuburg a. d. D.
Bayer H (2005) Wie lange ist eigentlich nie mehr? Den Alltag menschlich gestalten — neue Rituale entwickeln. In: Smeding RM, Heidkönig-Wilp M (Hrsg.) Trauer erschließen. Eine Tafel der Gezeiten. der hospiz verlag, Wuppertal. S 181–188
Brockhaus Enzyklopädie (1992) Bibliographisches Institut und F. A. Brockhaus, Mannheim
Canacakis J (1987) Ich sehe Deine Tränen. Kreuz, Stuttgart
Gennep van A (1986) Übergangsriten. Campus, Frankfurt
Giebel M (2003) Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten. Patmos, Düsseldorf
Grün A (1998) Geborgenheit finden — Ritual feiern — Wege zu mehr Lebensfreude. Kreuz, Stuttgart
Heller A, Heimerl K, Metz C (Hrsg.) (2000) Kultur des Sterbens. Bedingungen für das Lebensende gestalten. Lambertus, Freiburg
Kast V (1983) Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Kreuz, Stuttgart
Kast V (1996) Die Dynamik der Symbole. Grundlagen der Jungschen Psychotherapie. dtv, München
Riedel I (2001) Seelenruhe und Geistesgegenwart. Was uns Tatkraft gibt. Königsfurt, Krummwisch
Schollbach P (2005) Der Forscher ist sich sicher: Die moderne Gesellschaft sehnet sich nach Ritualen. Ludwigsburger Kreiszeitung, 27.05.2005
Smeding RM, Heidkönig-Wilp M (Hrsg.) (2005) Trauer erschließen. Eine Tafel der Gezeiten. der hospiz verlag, Wuppertal
Specht-Tomann M, Tropper D (1998) Zeit des Abschieds — Sterbe-und Trauerbegleitung. Patmos, Düsseldorf
Weltzien von D (1997) Praxisbuch der Rituale. Goldmann, München
Wilkening K, Kunz R (2003) Sterben im Pflegeheim. Perspektiven und Praxis einer neuen Abschiedskultur. Vanderhoeck & Ruprecht, Göttingen
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© 2006 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Schmid, U. (2006). Abschiedsrituale. In: Palliative Care. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-29438-4_17
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