Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8(6): 422-423
DOI: 10.1055/s-0033-1362222
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Referat – Magenbypass : eine sinnvolle therapeutische Ergänzung?

Kristian Rett
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Publication Date:
31 January 2014 (online)

Hintergrund: Das Hauptziel bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes ist die Vermeidung von Sekundärschäden durch eine verbesserte glykämische Kontrolle, Vermeidung einer Hyperlipidämie und die Regulierung des Blutdrucks. Bis zu 90 % der Patienten erreichen dieses Ziel nicht. Ikramuddin et al. überprüften, ob dies besser gelingt, wenn die konservative Therapie mit einem Roux-en-Y-Bypass kombiniert wird.

Methoden: An der prospektiven „Diabetes Surgery Study“ nahmen insgesamt 120 Patienten teil. Trotz der medikamentösen Therapie und intensiven Lebensstiländerung waren die Behandlungsziele nicht erreicht worden. Die Patienten waren 30 bis 67 Jahre alt und der Diabetes mellitus war mindestens 6 Monate und durchschnittlich 9 Jahre bekannt. Das HbA1c betrug 9,6 %, das C-Peptid ≥ 1,0 ng / ml (mixed meal test), und der BMI 34,6 kg / m2. 60 Patienten setzten die konservative Therapie fort und 60 waren in der Operationsgruppe. Der primäre, kombinierte Studienendpunkt war ein HbA1c < 7 %, ein LDL < 100 mg / dl und ein systolischer Blutdruck < 120 mmHg nach 12 Monaten. Sekundäre Endpunkte waren u. a. der Gewichtsverlust, Nebenwirkungen, diastolischer Blutdruck und die Blutfettwerte.

Ergebnisse: 11 Teilnehmer der konservativen Gruppe (19 %; 95 %-Konfidenzintervall KI 10–32 %) und 28 der Operationsgruppe (49 %; 95 %-KI 36–63 %) erreichten den primären Endpunkt (Odds Ratio OR 4,8; 95 %-KI 1,9–11,7). Ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Einzelkomponenten bestand ausschließlich beim HbA1c (32 % vs. 75 %). Operierte Patienten nahmen deutlich mehr Gewicht ab (7,9 % vs. 26,1 %). Verglichen mit den konservativ behandelten Patienten benötigten sie nach 12 Monaten durchschnittlich 3 Medikamente weniger und hatten günstigere Ergebnisse für das HDL-Cholesterin, die Triglyceride und den systolischen Blutdruck. In logistischer Regressionsanalyse war der Magenbypass nur in Kombination mit einem Gewichtsverlust von 10 % ein signifikanter Prädiktor für das Erreichen des kombinierten primären Endpunktes (OR 2,3; 95 %-KI 1,2–4,5). Verbesserungen waren bei nicht operierten Patienten nach 6 Monaten ausgeprägter und häufiger als nach 12 Monaten. Bei Patienten mit einem Magenbypass traten die Veränderungen kontinuierlich über das gesamte Jahr auf waren nicht rückläufig.

22 und 15 schwere Nebenwirkungen kamen vor (operativ / konservativ). Dazu gehörten peri- und postoperative Komplikationen (n = 10; 1 schweres zerebrovaskuläres Ereignis) und 1 Pankreatitis in der nicht operierten Gruppe. Ein Eisen-, Vitamin B12-, Vitamin D- und Albuminmangel traten nach einem Roux-en-Y-Bypass häufiger auf.

Folgerung: Die „Diabetes Surgery Study“ zeigte, dass ein Magenbypass bei übergewichtigen Patienten mit einem Typ-2-Diabetes die Risikokonstellation positiv beeinflusste und der Gewichtsverlust dabei der entscheidende Faktor war. Die kombinierte Behandlung reduzierte die Notwendigkeit von Medikamenteneinnahmen.

Dr. med. Susanne Krome, Melle

 
  • Literatur

  • 1 The Look AHEAD Research Group. N Engl J Med 2013; 369: 145-54