Zusammenfassung
Was die Wohlfahrtspflege des Dritten Reiches unverwechselbar charakterisiert, ist die rassenhygienisch begründete „Sozialtriage“, die praktizierte „differenzierte Fürsorge“, bei der sich die Art und das Maß der Fürsorgeaufwendungen (und der Repression) nach dem abgeschätzten, erbbiologisch determiniert gedachten Wert der Individuen für die „Volksgemeinschaft“ richtete. Verhalf auch der Nationalsozialismus einer rassenhygienisch rekonzeptionalisierten Wohlfahrtspflege zum Durchbruch, so handelte es sich dabei keineswegs um ein außengesteuertes Eindringen einer der Fürsorge wesensfremden Ideologie, etwa mittels der vielbeschworenen „Gleichschaltung“. Vielmehr trifft hier Martin Broszats These zu, derzufolge etablierte Führungs- und Fachkräfte, das Vakuum der NS-Programmatik nutzend, ihre eigenen (Reform-)Vorstellungen mit nationalsozialistischer Hilfe durchsetzten.1 Neben den Experten der öffentlichen Fürsorge waren es auch die Mitarbeiter der Inneren Mission, die ab Ende der zwanziger Jahre eine eugenisch orientierte Wohlfahrtspflege konzeptierten und propagierten. Die Funktionäre der NSDAP, für die vor 1933 die Wohlfahrtspflege keine Rolle spielte, realisierten später lediglich Vorgedachtes. Dies gilt auch und gerade für den nationalsozialistischen Wohlfahrtsverband. Die NSV inkorporierte sich 1933 mit der Übernahme vormaliger Mitarbeiter der Inneren Mission den erforderlichen Sachverstand und damit gleichzeitig die Vorstellungen einer eugenischen differenzierten Wohlfahrtspflege.
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Hammerschmidt, P. (1999). Zusammenfassung und Schlußbetrachtung. In: Die Wohlfahrtsverbände im NS-Staat. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09788-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09788-4_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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