Einleitung

Zusammenfassung

In vielen chirugischen Abteilungen werden Patienten nach Möglichkeit nicht operiert, solange sie erkennbar depressiv sind. Erfahrene Chirurgen hegen hinsichtlich Rekonvaleszenz und Rehabilitation solcher Patienten oft erhebliche Skepsis. Die Beobachtungen dieser Ärzte widerspiegeln einen wesentlichen Aspekt der klinischen Bedeutung psychischer Störungen bei somatisch Kranken. Auch auf der Grundlage empirischer Studien wird zunehmend erkennbar, daß psychische Störungen Verlauf und Ausgang somatischer Erkrankungen komplizieren und auch die Mortalität beeinflussen können. So konnte z.B. mit Hilfe einer in jüngster Zeit publizierten, methodisch überzeugenden Studie gezeigt werden, daß die kardiale Mortalität von Patienten nach einem Myokardinfarkt im Fall einer zusätzliche vorhandenen Depression um mehr als das 6-fache gegenüber nichtdepressiven Patienten erhöht war (Frasure-Smith, 1995). Eine möglichst frühzeitige Diagnose einer psychischen Störung und eine entsprechende fachspezifische Intervention könnte sich vermutlich auch günstig auf den Verlauf einer somatischen Erkrankung auswirken. Die Diskussion der vielfaltigen Forschungsergebnisse in diesem Bereich, die in der britischen und amerikanischen Psychiatrie seit mehr als zwei Jahrzehnten breiten Raum einnimmt, ist in einschlägigen Übersichtsarbeiten dokumentiert (z.B. Goldberg und Stoudemire, 1995; Creed, 1997; Pinkus et al., 1991) und soll daher im Rahmen dieser Einführung nicht dargestellt werden. Der gegenwärtige Erkenntnisstand spricht jedoch für den Nutzen rechtzeitiger psychiatrischer bzw. psychosomatischer Interventionen bei Krankenhauspatienten.