Was passiert im Krieg mit den Menschen? Was heißt Demenz für die Familie? Die recht abstrakten Begriffe aus den Nachrichten erhalten in den weltbesten Arbeiten des Fotojournalismus ein Gesicht. Viele der Bilder wurden unter Einsatz des Lebens der Fotografen aufgenommen.
In einer Welt, deren Komplexität ohne KI nicht mehr zu bewältigen ist, bieten ausgerechnet klassische journalistische Disziplinen Orientierung. Wie die Fotoreportage. Die Bilder der Fotografen verbinden uns mit der Welt, sie machen abstrakte Nachrichten begreifbar, heißt es im Pressetext zur World Press Photo 2024-Ausstellung in der Galerie Westlicht.
Und von wegen, der Journalismus ist tot! Ausgewählt wurden die rund 120 prämierten Bilder von internationalen Fachjurys aus insgesamt 60.000 Einsendungen von über 4.000 Fotografen aus 130 Ländern. Sie vermitteln bewegende Geschichten über Entbehrung, Verzweiflung, Krieg und Verlust, immer wieder aber auch über die Beharrlichkeit, den Mut, die Liebe und die Hoffnung der Menschen, mit denen sie den Herausforderungen begegnen. Der letzte Satz stammt wieder aus der Presseaussendung.
Die Motive der ausgezeichneten Bilder finden sich nicht nur in bekannten Konfliktgebieten wie der Ukraine oder dem Gazastreifen, sondern auch die Proteste gegen den Braunkohletagebau in Deutschland oder der Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel im Südpazifik.
Zum World Press Photo des Jahres kürte die Jury eine Aufnahme des palästinensischen Fotografen Mohammed Salem, aufgenommen am 17. Oktober 2023 im Hospital von Chan Yunis in Gaza. Das Bild zeigt Inas Abu Maamar, die den Leichnam ihrer fünfjährigen Nichte Saly in den Armen hält. Das Mädchen war mit vier weiteren Familienmitgliedern ums Leben gekommen, als eine israelische Rakete ihr Haus traf. Das Foto, teilte die Jury mit, sei „eine eindringliche Darstellung von persönlichem Verlust, die stellvertretend steht für das Leid in allen Konflikten auf der Welt, ganz gleich, auf welcher Seite man steht. Krieg ist nie eine Lösung.“
Ausstellungstipp
World Press Photo 2024, Fotomuseum Westlicht, bis 10. November 2024