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Zahnarzt

25.01.2023 | Zahnmedizin

„Ein Programm informiert unsere Patienten darüber, was bei ihnen getan werden muss“

verfasst von: Von Mit Friedrich Anton Weiserhat Josef Broukal

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Dr. Christian Schuder hat vor Jahren begonnen, Papier in seiner zahnärztlichen Praxis zurückzudrängen. Ein Weg, der sich für ihn gelohnt hat. Und zwar nicht nur für ihn. Praxisteam und Patienten hätten genauso Vorteile aus dem Wechsel zum Computer hin.

Herr Dr. Schuder, wann haben Sie dieses Thema für sich entdeckt?

Schuder: Schon vor 22 Jahren. Da haben meine Eltern, die beide Zahnärzte sind, begonnen, ihre Ordinationen umzustellen — Schritt für Schritt. Am Beginn stand der Wechsel zum digitalen Röntgenbild. Die Computer wurden leistungsfähig genug, die Qualität passte, und man sparte viel Zeit, weil das Entwickeln der Röntgenbilder entfiel. Und man sparte Materialkosten. Daher setzte sich bei den Zahnärzten immer mehr die Erkenntnis durch, man müsse den Schritt vom Papier weg machen.

Nach dem digitalen Röntgenbild kam die digitale Patientenakte. Dann der digitale Terminkalender. Dann die digitale Zusammenarbeit mit den Zahntechnikern. Und seit ca. sechs Jahren verwenden wir zusätzlich ein Programm, das die Patienten darüber informiert, was bei ihnen getan werden muss, nämlich mittels Infoskop von SynMedico.

Was leistet das Programm in der Arbeit mit den Patienten?

Schuder: Infoskop ist eine ziemliche Bereicherung für uns Zahnärzte, aber auch eine große Hilfestellung für die Patientinnen und Patienten. Man kann mit seiner Hilfe die Anamnese machen, das können Patienten sogar von zu Hause aus, bevor sie zum ersten Mal in die Praxis kommen. Sollten Unklarheiten bestehen, kann man die schon vor dem ersten Termin klären, das spart Zeit. Infoskop hilft aber auch dem Patienten, zu verstehen, was ich ihm als Zahnarzt erklären will. Wenn einem nur in Worten erklärt wird, was zu tun ist, sagt man „Ja, Ja“, geht aus der Ordination raus und weiß nicht mehr, was der Arzt gesagt hat. Anders, wenn Sie digital vorgehen. Sie zeigen dem Patienten im iPad die Röntgenbilder und jetzt kommt’s: Sie können mit dem Stift auf dem iPad zeichnen und dem Patienten zeigen: Da hat ein Zahn ein Problem, da ist eine Entzündung, da ist der Knochen zu wenig. Früher zeigten wir dem Patienten allgemeine Schaubilder, heute zeigen wir ihm konkret, wo bei ihm was zu tun ist. Am Ende fertigen wir einen Screenshot an und mailen ihn an den Patienten, oder wir mailen die gesamte Aufklärung als PDF. Es ist auch marketing-technisch vorteilhaft, da die Patienten den Sinn der notwendigen Behandlung besser erkennen. Wir können aber auch Ausdrucke mitgeben.

Wir sprachen über die digitale Patientenakte und den Terminkalender. Welche Vorteile haben sie verglichen mit einem Zettel, der einem beim Weggehen überreicht wird?

Schuder: Ein großer Vorteil ist, dass wir automatisch Erinnerungs-SMS versenden können, damit Patienten die Termine nicht vergessen. Das kam als Service sehr gut an. Arzttermine werden oft vergessen. Jetzt fallen weniger Patienten aus. Auch zusätzliche Informationen können mitgesendet werden, gerade zu Covid Zeiten war das hilfreich. Ab dem kommenden Jahr werden Patienten selbstständig Termine übers Internet suchen und eintragen können. Können sich einlesen und vorbereitet, dazu stellen wir das notwendige Material übersichtlich online. Je nachdem, wie intensiv der Patient sich informieren möchte.

Bei der Aufklärung der Patienten helfen auch Demovideos. Denken Sie ans Entfernen eines Weisheitszahnes. Das Video zeigt in zehn Sekunden, wohin Sie die Spritze setzen und den Schnitt machen werden. Somit wird das visualisiert und der Patient kann sich das vorstellen. Wir haben auch Patienten, die nicht so gut Deutsch verstehen. Das Video zeigt auch ihnen perfekt, was auf sie zukommt. Meine Erfahrung ist: ein zehn Sekunden kurzes Video klärt besser auf als eine minutenlange Erklärung mit beiden Händen. Ganz wichtig: Sobald Sie dem Patienten das Video zeigen, ist das in der Praxis-Software gespeichert. Sie können im Fall des Falles beweisen, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit Sie dem Patienten dieses Video gezeigt haben.

War der Übergang einfach oder mussten Sie viel Arbeit und Zeit hineinstecken?

Schuder: Es ist schon auch eine Generationenfrage. Oft hört man: „Das haben wir immer so gemacht. Das passt schon so. Belassen wir‘s dabei.“ Oder: „Die Patienten wollen, dass alles so bleibt wie immer.“ Aber das ist nicht so.

In Ihrer Praxis ist das iPad offenbar das Mittel der Wahl. Warum?

Schuder: Ich glaube, es wäre schwierig, für alle Tablets jeweils eigene Software zu schreiben. Dazu kommt, dass auch bei meinen Mitarbeiterinnen Apple die Nummer eins ist. Ein Problem ist, dass die Akkus keinen ganzen Tag halten.

iPads, die ständig benutzt werden, müssen zwischendurch aufgeladen werden. Und zwar auch deshalb, weil wir unsere Patienten über die iPads und Lautsprecher von Sonos mit Musik versorgen. Heute überall mit derselben Musik, ab dem nächsten Jahr wird es von Raum zu Raum verschiedene Musik geben, eine an der Rezeption, eine im Warteraum, eine im Behandlungsraum. Angepasst an die Stimmungslage der Patientinnen und Patienten. Auch das zehrt an den Akkus.

Was konkret würden Sie Kolleginnen und Kollegen empfehlen, die mit dem Weg in die papierlose Ordination beginnen wollen?

Schuder: Man muss ohne Scheuklappen an die Sache herangehen und auch ein wenig Ausprobieren. Ganz wichtig: Das ganze Team muss an einem Strang ziehen. Und man muss einen Schritt nach dem anderen setzen — also kein abrupter Übergang. Heute so, morgen alles anders, das ist nicht gut.

Es kommt weder bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut an, noch bei den Patienten. Und ganz wichtig: Schulungen! Ich höre oft von Kollegen „Die Schulung ist mir zu teuer“. Ich habe in den letzten Jahren viel Geld in Schulungen investiert, und ich merke: Das kommt bei meinem Team sehr gut an, jeder lernt etwas dazu. Und die Firmen setzen in den Schulungen Mitarbeiter ein, die sehr gut erklären können. Ich halte das für sehr empfehlenswert.

Letzte Frage: Ist die papierlose oder papierarme Praxis billiger als eine papiergeführte?

Schuder: Sie haben enorme Anschaffungskosten für Programme, Geräte, Schulungen, da rede ich von hohen fünfstelligen Beträgen. Wenn Sie nur diese Kosten betrachten, aber nicht die Vorteile, dann muss ich klar sagen: Es wird nicht billiger. Die Programm-Hersteller verlangen hohe Lizenzgebühren. Dazu kommen viele Updates. Wenn Sie aber die Vorteile sehen, die ich Ihnen aufgezeigt habe, und dazu die Zeitersparnis, dann ist die papierlose Ordination wesentlich billiger.

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Metadaten
Titel
„Ein Programm informiert unsere Patienten darüber, was bei ihnen getan werden muss“
Publikationsdatum
25.01.2023
Zeitung
Zahnarzt
Ausgabe 1-2/2023

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