Skip to main content

30.04.2021 | Zahnmedizin | Pharma News | Online-Artikel | Nobel Biocare Österreich GmbH

Interview

Alte Werte, neue Wege

verfasst von: Sonja Streit

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

In Zeiten der Pandemie mussten viele Unternehmen neue Pfade beschreiten und Flexibilität beweisen. Die Digitalisierung hat seit Corona einen großen Stellenwert, auch für Nobel Biocare, wie der DACH Regional Director Stefan Lieb im Gespräch mit dem Zahn Arzt erläutert.

Zahn Arzt: Wie hat sich die Corona-Krise auf die Dentalindustrie ausgewirkt?

Lieb: Nach über einem Jahr Pandemie muss man zunächst einmal differenzieren und sich anschauen, wie sich die Krise am Anfang ausgewirkt hat und wie sich die jetzige Situation gestaltet. Zu Beginn der ersten Welle war vermutlich jeder von einer gewissen Ungewissheit betroffen und wusste nicht, wie es weitergehen würde. In unserem Fall bzw. für unsere Kunden bedeutete das, dass Patienten gar nicht mehr oder weniger zum Zahnarzt gegangen sind. Termine wurden aufgeschoben, was für uns als Hersteller natürlich spürbar war. Als Unternehmen selbst haben wir konservativ agiert und die Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Wir haben eine Zeit lang weitestgehend auf persönliche Besuche verzichtet, um unsere Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Nach der ersten Ungewissheit hat sich aber der Dentalmarkt schnell wieder erholt und die Auswirkungen der Pandemie fallen viel geringer als in anderen Branchen aus.

Zahn Arzt: Was hat sich durch COVID-19 positiv verändert?

Lieb: In puncto Digitalisierung hat sich enorm viel getan und zwar in einer Geschwindigkeit, die im Normalfall Jahre in Anspruch genommen hätte. Dieser ordentliche Schub, der zu erkennen war und ist, passt perfekt zu uns. Wir haben unser Training, unsere Ausbildungsmöglichkeiten sowie die Veranstaltungen der Situation angepasst. Wir sind weg von großen Präsenzveranstaltungen und hin zu digitalen, DACH-weiten virtuellen Seminaren gegangen, die wir auch interaktiv und sehr erfolgreich umsetzen. Wir haben versucht, selbst in der Krise das zu bieten, wofür wir bekannt sind, nämlich eine hervorragende Ausbildung. Insgesamt hat eine komplette Veränderung stattgefunden, die uns prinzipiell entgegenkommt – wenngleich Online-Veranstaltungen natürlich nicht die soziale Interaktion, das Miteinander und den Austausch bieten können wie Präsenzveranstaltungen. Das fehlt zur Gänze und wird hoffentlich in naher Zukunft wieder möglich sein. Nichtsdestotrotz sind wir sehr zufrieden und sehen ein kontinuierliches Wachstum.

GalvoSurge  © Nobel Biocare (2)

Zahn Arzt: Worauf setzt Nobel Biocare – abgesehen von digitalen Angeboten – in Zukunft?

Lieb: Unser grundsätzlicher Schwerpunkt ist allgemein vermutlich bekannt
– wir sind Vorreiter bzw. Pioniere der Implantologie. Wir haben nicht nur das erste Zahnimplantat erfunden, sondern fortan jegliche Indikationen geprägt. Zu unseren Innovationen zählt zum Beispiel das All-on-4™ Behandlungskonzept nach Prof. Malo (aus 1998), das für Sofortversorgungen prädestinierte Implantat Nobel Active (aus 2008) und vieles mehr. Unser Anspruch ist, weiter Innovationsführer zu sein und auch als dieser wieder mehr und mehr wahrgenommen zu werden. Es kommt vor, dass Mitbewerber Produkte, die wir seit Jahrzehnten anbieten, in ähnlicher Weise auch auf den Markt bringen und teilweise sogar unsere Studien für ihre Systeme nutzen.

Zahn Arzt: Welche Produktneuheiten haben Sie in letzter Zeit auf den Markt gebracht?

Lieb: Zum einen möchte ich hier GalvoSurge anführen, ein Gerät, das bei der Periimplantitis-Therapie zur Anwendung kommt und das Implantat auf einzigartige Weise reinigt. Das elektrolytische GalvoSurge Verfahren erzeugt Wasserstoffbläschen auf der Implantatoberfläche, die den Biofilm aufbrechen und ablösen. Dadurch wird das Implantat vollständig gereinigt. Durch die Reinigung wird eine reine und ultrahydrophile Implantatoberfläche geschaffen, die Re-Osseointegration erlaubt. Das Gerät wird seit mehreren Jahren bereits bei Dr. Dr. Markus Schlee, einem der Erfinder und Entwickler von GalvoSurge, praktisch angewendet, wurde also lange getestet und von weiteren ausgewiesenen Experten mitentwickelt. Wir sind sehr zufrieden, wie gut es im Markt ankommt. Mit den bisherigen Verfahren konnte man den Implantatverlust meist nur hinauszögern und der Anwender musste immer wieder nachkorrigieren. Dank der Anwendung mit Galvo- Surge, erhält das Implantat seine hydrophile Oberfläche zurück, was die Re-Osseointegration begünstigt. Dies ist einzigartig in der Periimplantitis-Therapie. GalvoSurge ist einfach zu bedienen, bietet enorme Vorteile und gilt als Innovation, die es so bisher nicht gab.

Zahn Arzt: Was hat Nobel Biocare zurzeit außerdem an Neuigkeiten im
Portfolio?

Lieb: Ein weiteres Highlight stellt das N1 System dar, ein komplett neu gedachtes Implantat-System. Das System geht weg vom üblichen Bohrprotokoll und ermöglicht die Implantation in nur drei Schritten – Direct – Shape – Place. Nach Verwendung des OsseoDirector zur Aufbereitung des Implantatbetts, kommt der OsseoShaper zum Einsatz. Dieser erhält vitalen Knochen durch weniger Trauma aufgrund niedriger Geschwindigkeit (50 Umdrehungen pro Minute) und Verzicht auf Kühlung. Er formt eine spezifische Osteotomie für das N1 Implantat. Somit verbleiben sehr viel mehr vitale Zellen im Knochen. Für den Patienten ist die Prozedur wesentlich angenehmer, da die Vibration und Geräusche bei der Implantatbett- Präparation kaum wahrnehmbar sind. Zusätzlich bietet das N1 mit der patentierten Implantat-Abutment-Verbindung die Vereinigung der Vorteile aus beiden bekannten Welten. Erstens die einfache Positionierung des Abutments durch das Reingleiten in die trioval-konische Innenverbindung. Zweitens einen absoluten Formschluss durch den Innenkonus. Aus unserer Sicht heben wir die Implantologie damit auf das nächste Level und bieten eine auf lange Sicht erfolgreichere Lösung, für Anwender und Patienten. Dieses Implantatsystem ist definitiv auf Langfristigkeit angelegt.

Zahn Arzt: Nobel Biocare steht für einen hohen Qualitätsanspruch und dafür, Patienten langfristig mit guter Qualität auszustatten. Würden Sie sagen, dass sich die gesamte Branche dorthin entwickelt?

Lieb: Ich denke, dass unsere Einstellung und die Werte, die wir leben, recht einzigartig sind. Wir haben einen extremen Qualitätsanspruch und sind, sofern nötig, auch bereit, dafür Opfer zu bringen. Das ist bei uns stärker ausgeprägt als bei der Masse. Unsere Implantate haben eine lebenslange Garantie – ein Service, den Nobel Biocare vor über zehn Jahren eingeführt hat. Nachdem wir seit Jahrzehnten Implantate verbauen und somit einen guten Überblick haben, ist die Zahl jener, die die Garantie in Anspruch nehmen, verschwindend gering. Würde eines unserer Produkte auf Dauer nicht überzeugen oder den Patienten Schwierigkeiten bereiten, wäre es nicht mehr auf dem Markt.

Zahn Arzt: Zukünftige Produkte und Lösungen der Zahnmedizin, wie z.B. die Prothetik, sind ja mitunter mit hohen Kosten für Patienten verbunden. Bezieht Nobel Biocare diese Problematik mit ein bzw. sollte die Branche auch an finanziell schwächere Menschen denken?

Lieb: Premiumprodukte setzen gewisse Kosten voraus. Es gibt aber auch verschiedene Möglichkeit der Finanzierung, für Patienten, die sich ein Implantat nicht oder kaum leisten können – das bieten mittlerweile verschiedene Dienstleister an. Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“ gilt natürlich auch in unserer Branche. Dass eine gewisse Preissensibilität vorhanden ist, zeigt der Boom des Dentaltourismus. Der ist zwar durch Corona stark zurückgegangen, dennoch neigen manche Menschen dazu, ins Ausland zu fahren, um sich zahnmedizinisch günstiger versorgen zu lassen. Ich rate zur Vorsicht: Ein Implantat, das billig hergestellt wurde und nach fünf Jahren zerstört oder beschädigt ist, kostet unter dem Strich mehr als ein Premiumprodukt.

Zahn Arzt: Bestimmte Fachbereiche verzeichnen seit Corona einen regelrechten Patientenansturm. Wie geht es Zahnmedizinern mit der Pandemie?

Lieb: Unsere Kunden bemerken auch, dass immer mehr Menschen Geld in die eigene Gesundheit investieren, nachdem sie aufgrund von Corona nicht reisen können. Und ehrlicherweise muss man sagen, dass diese Investition langfristig mehr bringt, als ein Urlaub oder irgendeine andere Freizeitaktivität. Man sollte eben nur wissen, bei wem man investiert, um viele Jahre etwas davon zu haben. 
Und am eigenen Körper bzw. Gebiss sollte man tunlichst nicht sparen. Diesen Mai tritt die neue MDR-Verordnung in Kraft, die „Medical Device Regulation“, die alle Unternehmen mit CE dazu verpflichtet weit strengere Regularien einzuhalten. Das wird aus unserer Sicht in absehbarer Zeit dazu führen, dass einige der kleineren Nachahmer-Firmen die Voraussetzungen nicht erfüllen können und es damit Probleme mit deren Ersatzteile geben wird. Das ist natürlich extrem ärgerlich für Patienten, die sich für Produkte dieser Firmen entschieden haben. Nobel Biocare hat von allem, was im Portfolio war und ist, noch immer Ersatzteile. Somit kommen Patienten, die unsere Produkte tragen, niemals in eine derartige Situation.

print
DRUCKEN