Bäume dienten als Wegmarken und Grenzzeichen: Dries Segers.
Katja Uccusic-Indra
Der belgische Künstler Dries Segers zeigt in der Ausstellung „Hotel Bellevue“ Siebdrucke und Fotos von Grenzbäumen.
Sie wurden an bestimmten Orten angepflanzt, um eine Grenze zu markieren, die schon von weitem sichtbar ist. Vor Jahrhunderten dienten sie Menschen auch als Wegweiser, sie zeigten die Richtung zu einem Schloss, Bauernhof oder einer Kirche und waren auf Karten eingezeichnet. In Belgien, der Heimat Segers, gibt es heute noch 52 dieser Bäume.
Der Siebdruck „Arch for Roadblocks and Lockdowns“ zeigt zwei Eichen, die auf gegenüberliegenden Straßenseiten stehen. Bis zur Einführung des Schengenraums dienten sie als Zollposten. Die Straße führt nicht mehr zwischen den Bäumen durch, einer steht in Flandern, der andere in Frankreich. Der belgische ist gestutzt, der französische darf wuchern. Auf „Ask the giants“ ist eine Schwarzkiefer zu sehen, die ein Orientierungspunkt in einem Wald nahe Genk war, an der sich drei Straßen kreuzten. Dieser Baum diente als Flüsterbaum, an den sich Kinder wandten, um ihm Geheimnisse und Sorgen anzuvertrauen. Segers hat die Holzrahmen selbst gemacht, auf manchen befinden sich geheimnisvolle Symbole. Ein andere Art von Baum ist der Nagelbaum. Er diente als Verbindung zu den Göttern. Im Mittelalter in Südosteuropa verbreitet, nimmt man an, dass Menschen als Dank oder in der Hoffnung auf Glück und Heilung Nägel in die Rinde schlugen. Ein Beispiel in Wien ist der Stock im Eisen. In Belgien fand der Künstler zwei aktive Nagelbäume: Heute nimmt man ein Kleidungsstück, das die Stelle bedeckt, die geheilt werden soll und nagelt es an den Stamm. Segers traf auf ein Mädchen, das das Ritual beging.