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Ärzte Woche

27.08.2022

Verlockungen in die Bildtiefe

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Vielschichtig aufgebaute Bilder, die immer weiter in die Erkundung des abstrakt erscheinenden Geschehens locken und kraftvolle Objekte und Keramiken treten bei der ersten Herbstausstellung im Kunstraum Dr. David unter dem Titel „Zusammen Wirken“ miteinander in Dialog.

Als Künstlerinnen haben Tonia Kos und Heide Breuer in den vergangenen Jahren der Krise das schöpferische Tun konsequent fortgesetzt – und damit der vielfachen Resignation die Kunst entgegengesetzt. Mit durchaus ähnlichen Lebensentwürfen kommen sie dabei jedoch auch in ihren Lebensbezügen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die sich freilich in ihrer selbstbewussten, aber nicht ausschließlichen Darstellung harmonisch und anregend ergänzen. Das Wechselspiel von Ruhe und Spannung, von der Dynamik der Bilder von Tonia Kos und der statischen Kraft der Skulpturen von Heide Breuer stehen nicht in Konkurrenz, sondern ergeben, so Dr. Harald David, „durch das Gemeinsame einen Hinweis darauf, wie unsere Welt besser und schöner werden könnte: durch das Zusammen Wirken von Individuen, den Einklang verschiedener Stimmungen und Materialien und das gemeinsame Ziel, Unterschiede leben zu lassen und wertzuschätzen.“ Nicht zum ersten Mal sind die Werke von Tonia Kos und Heide Breuer nun in einer Ausstellung gemeinsam zu sehen.

Kontrollierter Zufall

Für die großteils abstrakten, gemalten und collagierten Bilder hat Tonia Kos einen eigenen Stil entwickelt, mit dem sie auf der Grundlage des informell mit dem „kontrollierten Zufall“ arbeitet. Zu Farbe und hauchdünnem applizierten Papier gesellen sich Wellpappestücke und auch Sand. Farbe ist oft so pastos aufgetragen, dass das Bild den Raum erobert und durch seine Plastizität eine zusätzliche Sinnlichkeit erhält. Tonia Kos‘ Bilder sind mit großzügigen Variationen von Weiß und kräftig gesetzten Farbakzenten dennoch nicht laut, sondern strahlen Ruhe und Harmonie aus. Sie locken den neugierigen Blick aber auch in die Tiefe, lassen Assoziationen und Deutungen zu: Hier vielleicht ein Blatt, dort vielleicht die Kante eines Raums oder diese Oberfläche könnte eine Stiege – eine Himmelsstiege? – sein... Die so erzeugte Konzentration auf die möglichen Formen kann eine Wegmarkierung zur eigenen Kontemplation werden.

Nicht überraschend hat sich Tonia Kos intensiv mit asiatischer Philosophie und Kunst beschäftigt, immer wieder hat sie längere Zeit in Japan, China und Korea verbracht und sich dabei große Achtsamkeit im Umgang mit dem Material, ebenso wie mit den Menschen und der Natur angeeignet. Sie ist auch aktiv in der Vernetzung und dem Austausch mit China und Japan tätig.

Mythos des Materials

Auch für Heide Breuer haben ausgedehnte Reisen in unterschiedlichste Weltgegenden Inspirationen und Impulse gebracht: Rumänien, Bulgarien, Ostanatolien, Kolumbien oder Senegal. Sie beschäftigt sich in ihren Skulpturen mit dem Phänomen der Weiblichkeit, in ihrer Verletzlichkeit, mit ihrer Kraft und Würde. Ihr Material sind Lehm, Erde, Ton – mythisches Ausgangsmaterial des Menschen, dessen Form stark reduziert aber mit geschwungener Eleganz imponiert. Durch spezielle Techniken der Gestaltung der Oberfläche mit Pigmenten, Metallen, Mineralien und Lasuren betont sie sowohl Akzente der Vergänglichkeit als auch der Nachhaltigkeit. Darüber hinaus setzt Heide Breuer ihre Skulpturen nicht nur mit ihrer Geschichte und dem betrachtenden Gegenüber, sondern auch untereinander in eine dialogische Beziehung. Und ab 7. September im Kunstraum Dr. David im „Zusammen Wirken“ auch mit den Bildern von Tonia Kos.


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Metadaten
Titel
Verlockungen in die Bildtiefe
Publikationsdatum
27.08.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 35/2022

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