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Ärzte Woche

Open Access 02.11.2022 | Tekal

Stromsparen für 007

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist, Markus Hechenberger

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© Artur Nichiporenko / iStock

Steigende Kosten betreffen vor allem die High-Tech-Medizin.

Wer bislang neidvoll aus seiner kleinen allgemeinmedizinischen Praxis auf Nachbars Garten mit den großen radiologischen Geräten des „Diagnostikzentrums zur goldenen Nase“ geblickt hat, kann sich nun ein wenig entspannen. Denn die Stromrechnung des Kollegen aus dem Röntgengeschäft möchte man nicht geschenkt bekommen. Immerhin verbraucht so ein MRT-Gerät jährlich so viel Energie wie ein 140-Personen-Haushalt. Kürzlich haben die Vertreter der High-Tech-Fächer angesichts der Teuerung Alarm geschlagen, die behaupten, gar nicht so viele Mitbewohner in ihren Räumlichkeiten zu beherbergen. Die Kassen kümmern sich in der Tarifgestaltung jedoch nicht sonderlich um tagesaktuelle Energiepreise, sondern denken, wie der Vatikan, in Jahrhunderten.

Auch wenn man hier ein Jammern auf hohem technischem Niveau mutmaßt, ist der Aufschrei nachvollziehbar. Denn im Gegensatz zum Hausarzt, der zur Not auch bei Kerzenlicht arbeiten kann, vermag es auch der beste aller Radiologen, zwar wortlos, aber niemals stromlos in einen Körper hineinzublicken.

Es gibt aber auch andere gut situierte Berufsgruppen, die massiv unter der Teuerung zu leiden haben: Agenten etwa. Wirtschaftsexperten haben errechnet, dass das Gehalt von James Bond für seinen luxuriösen Lebensstil nicht mehr ausreicht. Tatsächlich zeigt eine Studie des britischen National Bureau of Economic Research, dass 007 nicht mehr genug verdient. Natürlich macht es einen Unterschied, ob man im öffentlichen oder im geheimen Dienst Ihrer Majestät steht. Ian Fleming hat das Gehalt einst mit 1.500 Pfund und damit rund dem Dreifachen des Durchschnittseinkommens beziffert. Die Kaufkraft des Spions ist seit den 1960er-Jahren jedoch erheblich gesunken. Hat er damals schätzungsweise 18 Prozent seines Gehaltes für französische Restaurants und Satin-Bettwäsche ausgegeben, waren es 2019 bereits 26 Prozent. Den Rest verschlingt die Vollkasko für zerstörte Autos sowie die Rechtsschutzversicherung für zerstörte Bösewichte. Und angesichts der derzeitigen Spritpreise kommt man mit dem Aston Martin gerade mal von der Tankstelle zur nächsten Ampel. Bald dürfte sich für Bond statt einem Martini nur mehr ein kleines Soda-Zitron, geschüttelt und nicht gerührt, ausgehen.

Man muss eben in allen Bereichen ein wenig sparen: Zehn Prozent weniger Energieverbrauch wird von der Regierung gewünscht, also statt 64 Zeilen beim CT nur 58 Zeilen einschalten, liebe Röntgenkollegen! Als Endverbraucher muss man eben ein paar Abstriche machen, ob man nun als Patient vom Radiologen oder als Delinquent vom Verfassungsschutz durchleuchtet wird.

Und 007 kann ruhig statt einem späten Kaviarfrühstück zur Stärkung ein von König Charles III persönlich geschmiertes Jausenbrot mit Bio-Kresse aus Highgrove Gardens speisen. Im nachhaltigen Smoking, aus recycelten PET-Flaschen. Willkommen im 21. Jahrhundert, Mister Bond!

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Metadaten
Titel
Stromsparen für 007
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
02.11.2022
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 45/2022

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