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Ärzte Woche

28.04.2020 | Tekal

Schluss mit dem Corona!

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist

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Eine letzte Kolumne zum Thema Nummer eins. Versprochen!

„Irgendwann muss einmal Schluss sein“. Dieser Satz spricht, nach Wochen der Fokussierung auf Corona, wohl vielen aus der Seele und stammt von einem prominenten österreichischen Gastwirt. Verständlich, denn lange genug musste er zusehen, wie sich die Menschen nun selbst ihr Bier aus dem Supermarkt organisierten. Noch ein wenig länger ein solch seltsamer Ausnahmezustand und man wäre dahintergekommen, dass Bier in Wirklichkeit gar nicht so teuer ist, wie auf seiner Speisekarte angeführt.

So gelobe auch ich, der Krise keine weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Selbst im Radiodoktor haben wir auf Ö1, nach mehrwöchiger Live-Berichterstattung aus dem Krisenstudio, nun das Kriegsbeil begraben und widmen uns wieder anderen Dingen. Denn auch Kneippkuren, Hammerzehen oder Gallenbeschwerden verdienen Aufmerksamkeit. Ich wage auch zu behaupten, dass das berühmt-berüchtigte Kitzloch in Ischgl zwar als Corona-Virenschleuder taugt, wohl aber auch als Kaderschmiede für Leberzirrhosen. Nur weil andere Themen von der Viruslast erdrückt werden, bedeutet das noch lange nicht, dass es sie nicht gibt. Schließlich starrte die Menschheit in den vergangenen Monaten wie gelähmt auf diese eine Bedrohung, während Klima-, Flüchtlings- oder Partnerschaftskrisen geflissentlich beiseite geschoben wurden.

Um also nicht abermals in die Falle zu tappen, über Corona zu schreiben, verspreche ich hier hoch und heilig: Für jedes in dieser Kolumne erwähnte Wort „Corona“ spende ich einen Euro für alle von der Krise betroffenen Medizinkabarettisten im Land. Nein, weder Corona noch COVID-19 noch SARS-CoV-2 sollen hier namentlich genannt werden. Auch nicht die Begriffe „Virologe“, „Herdenimmunität“ und „Herdenvirologe“. Denn bei einem solch kometenhaften Aufstieg dieser medizinischen Fachgruppe muss auch mit einem tiefen Fall gerechnet werden. Es ist schließlich nur ein kleiner Schritt vom Krisen-Virologen zur Virologen-Krise.

Endlich wollen auch all jene, die normalerweise im Rampenlicht stehen, die spaßbremsenden Hygieniker und Infektiologen wieder auf ihre angestammten Plätze verweisen und als Kardiologen und Gefäßchirurgen wieder richtige Medizin betreiben. Damit die Weltordnung wiederhergestellt wird.

Gedanken an Urlaube, Theateraufführungen oder Congaschlangen-Tänze im Pensionistenheim, die fast schon als obszön und asozial galten, dürfen nun gemacht werden. Mit zunehmender Entspannung der Lage spricht man bereits wieder vom Verreisen (nur ganz nah, nach Ägypten oder so), von der Öffnung der Freibäder (ohne andere ins Wasser zu schubsen) oder von Orgien im Swingerclub (mit dem geforderten Sicherheitsabstand von einem Meter).

So mache ich den Anfang, läute das Ende des Ausnahmezustandes ein, bis dieses Ende von den Virologen wieder beendet wird und darf noch einmal, voller Genuss, das Wort des Jahres an den Schluss stellen: Corona! So rasch lässt sich ein Euro verdienen.

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Metadaten
Titel
Schluss mit dem Corona!
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
28.04.2020
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 18/2020

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