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Ärzte Woche

22.10.2018 | Tekal

Preis des Jahres

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist

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Warum Champignons, Marihuana und Superman ausgezeichnet sind.

Im kommenden Dezember darf ich mit meinem lieben Kabarettkollegen im Wiener Konzerthaus einen Jahresrückblick wagen, bei dem wir die medizynischen Highlights der vergangenen zwölf Monate Revue passieren lassen – vom Energiering um ein noch nicht fertiggestelltes Krankenhaus über das böse Kokosöl, bis hin zum Umstand, dass von höchster politischer Stelle angedacht wurde, Unfälle in Österreich zu verbieten. Die originellste Innovation bekommt einen Preis im Wert eines gut angelegten Hauptverbandes.

In vielen Branchen macht man sich im zur Neige gehenden Jahr darüber Gedanken, welches Highlight sich als preiswürdig erwiesen hat. Abseits von Nobelpreisen finden sich viele andere Würdigungen, die vielleicht nicht ganz so bekannt sind.

So hat die deutsche Gesellschaft für Mykologie den Wiesen-Champignon zum Pilz des Jahres gewählt, zum Glück hatte die deutsche Gesellschaft für Dermatologie dabei kein Mitspracherecht. Der „Große Fuchs“ wurde Schmetterling des Jahres, allerdings wurde unfairerweise der „Große Schmetterling“ nicht zum „Fuchs des Jahres“ erkoren. Die Edelkastanie war Baum des Jahres, immerhin ist es der einzige Baum, der Reis trägt, wenn auch nur Maronireis.

Der Star ist Vogel des Jahres, und damit unangefochtener Star unter den Vögeln. Der Ehrenpreis als „Blume des Jahres“ geht sinnigerweise an den Langblättrigen Ehrenpreis. Botaniker haben also doch Humor. Wir sind dem Österreichischen Naturschutzbund zudem dankbar, dass der Wels zum „Fisch des Jahres“ und nicht zur „Stadt des Jahres“ gekürt wurde.

Die „Freunde der Heilkräuter“ wählten die Ringelblume zur Heilpflanze des Jahres. Dies dürfte der Herbal Medicinal Products Platform Austria zu bieder gewesen sein, die lieber Cannabis zur Arzneipflanze des Jahres gekürt hat. Die Plattform ist ein Expertennetzwerk der österreichischen Universitäten, die natürlich wissen, was ihre Studenten von ihnen erwarten und dass sich die Ringelblume nicht so gut rauchen lässt.

Bei Drucklegung dieser Kolumne ausständig ist der „Mensch des Jahres“, mit dem vom Time-Magazine Personen geadelt werden, die – im Guten wie auch im Schlechten – die Welt veränderten. Der 2016 ausgezeichnete Donald Trump hätte da wieder gute Chancen, es sei denn, Superman würde bis Ende des Jahres die Erde vor einem Meteoriteneinschlag retten. Dann kann Herr Trump nur noch den Meteoriteneinschlag vor Superman retten, indem er ihn als Ausländer, der mit Kryptonit dealt, in Guantanamo festhält. Einzig ein „Arzt des Jahres“ lässt sich nicht dingfest machen. Schließlich arbeiten die Guten oft im Verborgenen. Und der beste Preis ist ein „Danke“ des Patienten. Für viele ist das mehr wert, als ein mit 850.000 Euro dotierter Nobelpreis. Die meisten würden aber lieber das Geld nehmen.

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Metadaten
Titel
Preis des Jahres
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
22.10.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 43/2018

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