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Ärzte Woche

08.05.2018 | Tekal

Meetings sind reine Zeitvergeudung!

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Die Kritik an betrieblichen Zusammenkünften trifft nicht auf die ärztliche Morgenbesprechung zu.

Früher wollten Kinder im Erwachsenenalter Cowboy, Indianer, Marterpfahl oder Astronaut werden. Manch abgeklärte und familiär indoktrinierte Exemplare hatten schon in der Volksschule das Jusstudium bzw. die Medizinkarriere vor Augen oder mussten den elterlich veganen Schlachthof übernehmen. Und bemerkenswert wenige gaben als Wunschberuf Sozialhilfeempfänger, Langzeitarbeitsloser oder Wirtschaftsflüchtling an, obwohl es angeblich so viele Freiwillige gibt, die nichts lieber tun als das. Manchmal verschwimmen für Kinder die Grenzen zwischen Profession und Professionisten und es wird der Beruf „Iron Man“, „Dr. McDreamy“ oder „Elon Musk“ angegeben.

Immerhin gilt Herr Musk als einer der innovativsten und angesagtesten Köpfe der Wirtschaftswelt, was allerdings weniger zu seiner Beliebtheit bei den Jungen beitragen dürfte als der Umstand, dass er den ganzen Tag mit einem Tesla herumfahren darf. Schließlich hat er nicht nur die Elektro-Automarke mitbegründet, sondern auch den Bezahldienst PayPal und das Raumfahrtunternehmen Space X, womit wir wieder beim Astronauten wären.

Bemerkenswert, dass dieser überaus erfolgreiche Business-Mann einer typischen Erscheinung im Berufsalltag, dem „Meeting“ kürzlich eine gehörige Absage erteilt hat. In einem Schreiben an seine Mitarbeiter attestierte er dem beliebtesten Teekränzchen des Unternehmertums reine Zeitverschwendung. Seiner Meinung nach sei es daher nicht unhöflich, ein sinnloses Come-together zu schwänzen, wohl aber, seine Mitarbeiter dazu zu nötigen, an einem solchen Meeting teilzunehmen. Während Verfechter des gemeinsamen Beackerns des Problemfeldes („… wenn ich mal nicht weiter weiß, dann gründ‘ ich einen Arbeitskreis!“) sich ein Leben ohne Meetings nicht vorstellen können, sehen die Gegner her organisierten Zeitdiebstahl. Im Spital heißt das Meeting altmodisch „Besprechung“, die latein-affinen Mediziner sagen „Colloquium“ dazu, mancherorts hört man die militärische Bezeichnung „Adell“ und in Ordenskrankenhäusern läuft das Ganze unter „Morgenandacht“. Das morgendliche Zusammentreffen der Mediziner hat jedoch durchaus seine Berechtigung. Immerhin muss man wissen, wie viele Neuaufnahmen es in der Nacht gab, welche Operationen anstehen und ob sich die durchschnittliche Stuhlmenge auf der gastroenterologischen Abteilung während der Abwesenheit des Abteilungsvorstandes verändert hat. Damit ist die Morgenbesprechung, im direkten Vergleich zum profanen Meeting, keineswegs entbehrlich, sondern bereits eine therapeutische Intervention. Patienten, die bereits um 8 Uhr auf der Ambulanz einen Kontrolltermin wahrnehmen müssen, obwohl die Besprechung erst um 9 Uhr endet, der Arzt frühestens um 9.15 Uhr erscheint und spätestens um 9.16 Uhr wieder wegmuss, fühlen sich von Herrn Musk verstanden. So kann man Werbung für Autos machen.

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Metadaten
Titel
Meetings sind reine Zeitvergeudung!
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
08.05.2018
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 19/2018

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