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Ärzte Woche

19.11.2021 | Tekal

Lock Lock Locking on Heaven’s Door

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Medizin-Kabarettist Dr. Ronny Tekal

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© detailblick-foto / stock.adobe.com

Wie aus seiner Ausnahmesituation eine nette Tradition werden kann: Es bedarf wohl keines sonderlich großen politischen Feingespürs, um die in den blumigen Reden versteckten Corona-Botschaften zu entdecken – so man die vergangenen zwei Jahre nicht im künstlichen Tiefschlaf auf der ISS verbracht hat. „Ein kompletter ist auszuschließen und aus heutiger Sicht undenkbar“ bedeutet übersetzt natürlich: „Gehet hin und kaufet Klopapier!“

Wir starten nun also in die nächste Runde der Pandemiebekämpfung durch geschicktes Verstecken. Und da in Österreich bekanntlich etwas eine lange Tradition besitzt, wenn es bereits mehr als einmal stattgefunden hat, ist es mittlerweile zum hübschen Brauch geworden, in der Herbstzeit den Lockdown einzuleiten. So, wie die Glocken zu Ostern nach Rom fliegen, fliegt zumindest bis Ostern niemand dorthin.

Natürlich gibt es ländertypische Eigenheiten. Während man in Schweden einen sehr lockeren Weg beschreitet (Hygge-Down), begeht man in Neuseeland den Mikado-Day („Der Erste, der sich bewegt, löst den Lockdown aus“) und Weißrussland ist ohnehin traditionell coronafrei (Lukaschenko-down). In Österreich setzt man auf touristisch Bewährtes, denn noch mehr als vor dem SARS-CoV-2 fürchtet man sich vor der Wintersport-Lobby.

Daher mein dringender Appell: Lasst die Tourismus-Experten endlich ran ans Steuer! Sie wissen nicht nur, wie man höflich, aber bestimmt, mit ungebetenen Gästen wie dem Coronavirus umgeht, sondern haben auch das nötige logistische Know-how wie man Menschenmassen ohne Massenpanik von der Talstation zur Hüttengaudi befördert. Es hat nämlich durchaus Sinn, den Lockdown geschickt zu timen. So wie die Ferien nach Bundesländern gestaffelt sind, damit die Stadt- und Landbewohner im Exodus zum Apres-Ski nicht alle gemeinsam auf der Autobahn im Stau und am Lift in der Schlange stehen müssen, sollte man auch die Bevölkerung nicht alle auf einmal in Quarantäne stecken. Denn die reflexartigen Hamsterkäufe überfordern den Handel und die Menschen beginnen, die heimischen Sportartikelgeschäfte durch fernöstliche Billig-Moonboots via Amazon auszubremsen.

Eine handelsfreundlichere österreichische Lockdown-Version beinhaltet zudem auch nette saisonale Waren wie den 100-tägigen Adventkalender, der das Ende der Quarantäne einläutet und Süßigkeiten für das Indoor-Halloween, wo die Kinder mit gruseligen Kostümen von Zimmer zu Zimmer gehen. Man könnte sogar eigene saisonale Mehlspeisen entwickeln wie etwa Salzburger-Lockerl mit Virologen-Topfen und Haslauer-Schmarrn.

In jedem Fall werden wir uns aber wieder auf eine Runde Brotbacken im Homeoffice einstellen müssen und es ist verständlich, dass politische Entscheidungsträger das L-Wort nicht laut aussprechen wollen. Denn selbst die positive Formulierung „Dann sollen sie halt Kuchen backen“ kann schon mal den Kopf kosten. In diesem Sinn: Happy Lockdown!

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Metadaten
Titel
Lock Lock Locking on Heaven’s Door
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
19.11.2021
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 46/2021

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