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Ärzte Woche

15.02.2023 | Tekal

Lauter faule Säcke

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist, Markus Hechenberger

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Arbeiten bis zum Umfallen ist out. Viel wurde in jüngster Zeit gesprochen über das Work und das Life und was auch immer dazwischen liegt, vielleicht das Staubsaugen. Die Diskussion ist manchen ein Dorn im Auge. Denn hätte sich unsere Ahnen-Generation nach dem Krieg mit solchen Modedingen wie der Work-Life-Balance beschäftigt und die fünf Wirtschaftswunder einfach gerade sein lassen, dann wären wir sicher nicht dort, wo wir jetzt sind. Sicherlich aber entspannter.

Die Millennials, die nun als jüngere Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, ticken da deutlich anderes. Tatsächlich kann man den verwöhnten Bälgern Traumjobs mit Traumgehalt und Traum-Burn-out am Silbertablett servieren, sie pfeifen drauf, wollen keine Verantwortung übernehmen und nehmen lieber weniger Geld, um es in mehr Lebenszeit investieren zu können. Früher war es kaum denkbar, dass ein Maurer seinen Beruf an jenen Nagel hängt, den er zuvor noch mühsam in die Wand geschlagen hat und Yoga-Instruktor wird. Derlei Kreativität hat man in der Regel in psychiatrische Hände gegeben. Mittlerweile kann man aber auch nicht ganz ausschließen, dass nicht auch der Psychiater bereits seine Koffer gepackt, und auf eine entlegene LSD-Farm ausgewandert ist. Denn auch Ärzte wollen sich, irritierenderweise, im Krankenhaus nicht mehr länger auspressen lassen wie eine Zitrone, und sind nicht bereit, für Ruhm und Ehre oder zum Wohle der Volksgesundheit ihre eigene aufs Spiel zu setzen. Irritierend für die gestrige Generation und Spitalsbetreiber, die Worte wie „Teilzeit“ oder „Flexibilität“ scheuen, wie der Teufel das Weihwasser.

In den USA spricht man von einer „Great Resignation“ und meint damit die hohe Kündigungsrate unzufriedener Mitarbeiter. Eine aktuelle Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten der „Millennial-Generation“, also im Alter zwischen 18 und 24 lieber arbeitslos ist als unglücklich. Ein Schlag ins Gesicht der Generation „Hackeln bis zum Umfallen“, die nicht müde wird, die Nachkommen, ob ihrer Arroganz zu tadeln. „Die Jugend ist faul und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ – so sicher man heute ist, war man es früher, wie dieses Zitat einer babylonischen Tontafel 1000 v. Chr. zeigt.

Einst war der berufliche Werdegang vom Lehrling über den Gesellen zum Meister, dann weiter zum Großmeister und zum Meister of the Universe vorgegeben. Undenkbar, dass man plötzlich sagt: „Ich glaube, Schafe züchten in Australien ist auch nicht so übel“.

Und was der Heilige Vater mit seinem freiwilligen Abstieg vom unbequemen Heiligen Stuhl auf den komfortablen Fernsehsessel gekonnt hat, sollte auch für die Schäfchen möglich sein.

Als „Generation Feierabend“ diffamiert, will die Generation partout nicht erkennen, was so schlecht am Feierabend sein soll. Die Pandemie hat für viele bestätigt, dass sich die Welt auch weiterdreht, wenn man nicht aktiv an ihr herumschraubt. Und wenn man schon schraubt, dann nicht mit zwei Stents im Herzen.

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Metadaten
Titel
Lauter faule Säcke
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
15.02.2023
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 07/2023

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