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Ärzte Woche

11.03.2019 | Tekal

Tekals Nebenwirkungen

Küssen statt Hände schütteln

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist

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Alternative Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Epidemien.

Vorabinformation: Sollten Sie über den Hinweis im Editorial auf diese Kolumne gestoßen sein, so darf ich Sie herzlich bei den „Nebenwirkungen“ begrüßen. Jede erfolgreiche Verlinkung wird intern finanziell abgegolten. In diesem Zusammenhang möchte ich auf den formidablen Artikel des Chefredakteurs Raoul M. (Name der Red. bekannt) auf S. 1 verweisen und mein Auto-Navi zitieren: „Bitte wenden!“

Zur Kolumne: Dieser Tage hatte ich die Ehre, einen internationalen Hygienekongress moderieren zu dürfen. Auf Englisch, was eine besondere Herausforderung für mich bedeutet, wenn ich zur Auflockerung einen Witz mit „Comes a Man to the Doctor…“ beginnen muss. Solche Gelegenheiten nütze ich gerne, um mein medizinisches Wissen zu erweitern. Die neueste Erkenntnis aus der Wissenschaft, gestützt durch zahlreiche randomisierte mikrobiologische Doppelblindstudien: Hände waschen ist gut. Wer hätte das gedacht.

Bemerkenswerterweise hat sich diese Empfehlung seit Ignaz Semmelweis nicht geändert: Auch die heilenden Hände können unheilsame Keime tragen. Die Forderung der Hygienebeauftragten an die Belegschaft unterscheidet sich daher kaum von der Forderung der Erziehungsbeauftragten an die Nachkommen. Wobei man in der Klinik darauf verzichtet, auch noch „Zähneputzen“ und „Zimmer aufräumen“ auf die To-do-Liste zu setzen. Die simple Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen lässt sich in der sterilen Hightech-Klinik ebenso einsetzen wie in einer staubigen Krankenstation in Namibia. Es spielt dabei keine Rolle, ob man sich einen MRSA-Keim oder eine Tarantel von den Händen wäscht.

Doch auch außerhalb der Spitäler macht man sich Gedanken über sinnvolle Hygienemaßnahmen. Schließlich kann man sich beim normalen sozialen Kontakt jede Menge Keime einfangen. Vor allem beim Händeschütteln. Viren überleben stundenlang auf der Haut. Fasst man sich dann an Nase oder Augen, so gelangen die Viren in den Körper. Weitaus weniger Chancen haben die Erreger öffentlichen Ärger-Niesens im Mund. Tatsächlich zeigt eine Reihe Untersuchungen, dass viele Keime gegen Speichel und Magensäure kaum eine Chance haben. Eine Mund-zu-Mund-Übertragung, über das Küssen, wäre also unbedenklich. Präsidenten müssten demzufolge, im Sinne der nationalen Sicherheit, künftig auf den minutenlangen Händedruck für die Presse verzichten und stattdessen einen Zungenkuss austauschen. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Ritual Völker verbindend wäre oder die Regierungschefs eher dazu bringt, ihre Staatsbesuche auf ein Minimum zu reduzieren und lieber zu twittern.

Nutzen wir die desinfizierende Wirkung des Speichels, um die Weitergabe pathogener Keime zu verhindern. Das nächste Mal also nicht mit der bloßen Hand die Haltegriffe in der U-Bahn benutzen, sondern sie vorher ablecken. Ich bin mir sicher: Dort greift kein anderer mehr hin.

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Metadaten
Titel
Tekals Nebenwirkungen
Küssen statt Hände schütteln
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
11.03.2019
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 11/2019

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