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Ärzte Woche

13.09.2019 | Tekal

Tekal

Kleine Geschichtsstunde

verfasst von: Dr. Ronny Tekal, Medizinkabarettist , Dr. Ronny Tekal, Medizin-Kabarettist

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Was die Kelten aßen, interessiert nicht nur Geschichtslehrer, sondern auch Historiker.

Wer einmal in seiner Schulzeit in Geschichte kurz aufgewacht ist, wird möglicherweise das Wort „Kelten“ aufgeschnappt haben, bevor er gedanklich wieder wegdriftete. Zu Unrecht, wie ich finde, denn immerhin finden sich in dieser Volksgruppe aus der Eisenzeit zahlreiche entfernte Verwandte von uns. Auch der Name Vindobona – „weißer Fluss“ - ist keltischen Ursprungs. Hätten die Römer Wien auf Latein folgerichtig „Flumen alba“ benannt, würden die Ostösterreicher möglicherweise heute in Flu wohnen, was soviel wie „Grippe“ heißt. Ein Gedankengang, der in dieser Kolumne aber hier in einer Sackgasse endet.

Zurück zu den alten Kelten, denn da gibt es etwas Neues: Einem internationalen Forscherteam ist es nämlich kürzlich gelungen, die Essensgewohnheiten unserer Vorfahren aufzudecken. Bislang wusste man, dass auch in unseren Breiten gerne griechisches Geschirr aus Keramik verwendet wurde: Schicke Importware, aus der die High-Society-Kelten gerne aßen und tranken. Allerdings konnte man bis dato nur vermuten, ob sie daraus bloß Wasser geschürft oder darin ihre Notdurft verrichtet haben.

Die moderne Wissenschaft gibt nun endlich Aufschluss: Über Rückstandsanalyen lassen sich nämlich auch Aussagen über den damaligen Inhalt der Gefäße treffen. Tatsächlich finden sich in den 2.500 Jahre alten Gefäßen noch Lebensmittelreste. Eine schockierende Tatsache, die die Wichtigkeit eines Geschirrspültabs mit der achtfachen Reinigungskraft unterstreicht. Oder die Kelten waren damals einfach zu faul, den Geschirrspüler einzuräumen. Vielleicht sollten wir auch unsere Diabetespatienten bitten, einen Teller mitzunehmen, um Rückstände einer Cremetorte zu finden. Das ist besser, als jeder HbA1c -Wert. Aber wir schweifen wieder ab. Zurück zu den Kelten.

Mit den modernen Methoden konnten in der Keramik etwa Rückstände von Olivenöl und importiertem Wein entdeckt werden. Die Globalisierung und der Transit über den Brenner sind also keine neuen Probleme, statt tonnenschweren LKWs ist eben Hannibal mit tonnenschweren Elefanten über die Alpen gezogen. Und die haben sicher auch eine Menge Abgase produziert. Hat es damals deshalb schon einen Klimawandel gegeben? Wir sind wieder in einer Sackgasse. Als wissenschaftliche Sensation hat sich überdies gezeigt, dass die Kelten die Gefäße nicht nur für den Weinverzehr, sondern auch zum Biertrinken verwendet haben dürften – ein veritabler Skandal, der mich umgeworfen hat. Wer Bier aus Weingläsern säuft ist eines Vorfahren nicht würdig. Was wäre die Menschheit ohne dieses Wissen? Auf jeden Fall ärmer an Historikern, die sich für diese Erkenntnis die Nächte um die Ohren schlagen. Ob sich die Kelten genauso viel Gedanken um die Historiker gemacht haben, wie umgekehrt? Ich schweife wieder ab. Seit meiner Schulzeit hat sich also nicht viel verändert!

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Metadaten
Titel
Tekal
Kleine Geschichtsstunde
Schlagwort
Tekal
Publikationsdatum
13.09.2019
Zeitung
Ärzte Woche
Ausgabe 38/2019

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